Ohne Karton fuhr ich zurück zum Zeltplatz und schlug dort mein Zelt für drei weitere Nächte auf. Am nächsten Abend wurde es extrem spannend in dem Local Husid. Erst in der Verlängerung die Erlösung. Deutschland wurde Weltmeister.
Ich lernte während des Aufenthalts viele Menschen kennen. Auch Einheimische. Die ganze Zeit über habe ich mich schon gefreut die Mitternachtssonne zu sehen, wenn sie für einen kurzen Moment in den Ozean taucht um gleich darauf wieder auf zu gehen. Ein Erlebnis wozu man nicht immer die Chance hat den meistens ist der Himmel in Island bewölkt.
Gegenüber von Flatey liegt ein weites Tal. Von dort aus sahen wir die Sonne untergehen und wieder aufgehen. Es war schon fast magisch und einer der schönsten Momente die ich in Island erlebte. Möwen und Seeschwalben flogen am Himmel. Scharfe grasten auf den Wiesenflächen. Und vom Ozean her zog etwas Nebel auf, der für noch mehr Farbenspiel sorgte. In dem Tal befinden sich auch ein Hof und eine kleine Kirche. Dort wohnt permanent das ganze Jahr über nur eine Frau die uns später noch auf eine Heiße Schokoladen mit Kuchen einlud.
Ich wusste dass mich auf der Weiterfahrt von Isafjördur nach Blöndus nur noch ein Pass erwarten würde. Ich war mir nicht sicher wie steil weitere Anstiege sein werden. In den Tagen zuvor hatte ich ja die vielen Pässe bei extrem starkem Wind im Westen gehabt. Es konnte also nur besser werden. Und das wurde es auch.
Gerade als ich Isafjördur verließ landete ein kleines Passagierflugzeug auf der gegenüberliegenden Seite vom Fjord. Ich war jetzt parallel zur Landebahn, als ich auf die andere Straßenseite fuhr um noch mal ein Bild von der Stadt zu machen. Der Blick über die Landzunge auf der die Stadt lag war besonders schön. Während ich da so am Straßenrand stand sah ich in der Ferne einen Lkw auf mich zukommen. Ich schob das Rad noch mal etwas weiter weg von der Fahrbahn der abfallenden Böschung entgegen. Das Fahrzeug kam immer näher. Als ich erkannte das es der braune UPS Truck up von Markus und Steff war konnte ich es nicht glauben. Ich wusste zwar dass die beiden auch in die Westfjorde fuhren, jedoch ging ich davon aus dass sie schon längst wieder zurück in Reykjavik sind. Die beiden waren mindestens so erfreut wie ich und Markus wohl am meisten. Er viel mir buchstäblich um den Hals. Ich bekam einige Tipps und Anregungen was mich erwarten wird. Markus zeigte mir sein Rad das er hinten am Truck über Steffs befestigt hat. Ich bin das 29 Zoll Hardtail bereits schon in Reykjavik gefahren. Inzwischen hat er weitere Einstellungen geändert, die er mir genau erklärte und zeigt. Er hatte eine große Freude dabei. Wir unterhaltenen uns noch eine gute Stunde. Während dessen startete der Flieger der zuvor gelandet war. Ich fuhr an diesem Tag noch etwa 90 Kilometer obwohl es bereits 15 Uhr war.
Ich war begeistert von den Straßen die sich immer entlang den Fjorden schlängelten. Meist hatte ich etwas leichten Gegenwind wenn ich in den Fjord hinein fuhr. Erst auf der anderen Seite bekam ich Rückenwind. So durch nahm ich an Fahrgeschwindigkeit zu. Das Beste aber war für kürzere Zeitabstände kein Gegenwind zu spüren. Ich fuhr zu Beginn jedes Mal wenn ich in einen Fjord fuhr etwa 10 bis 15 Kilometer. Anschließend dieselbe Entfernung auf der gegenüberliegenden Seite zurück. Als ich an der Gegenüberliegenden Seite ankam an der ich zuvor die Fahrt in den Fjord begonnen hatte, stellte ich fest dass ich nicht viel weiter als 4 Kilometer Luftlinie zurückgelegt hatte.
Am zweiten Tag, es war bereits schon etwas später blickte ich zurück auf das Ende der Halbinsel Snaefjallaströnd. Der Schnee reichte immer noch bis zur Wasseroberfläche hin, obwohl es die Südseite war. Ich schätze die Luftlinie von dem Punkt an dem ich Stand (östliches Ende des Reykjarfjörd) bis zum westlichen Ende der Halbinsel mit den Schnee bedeckten Hängen auf etwa 30 Kilometer. Ich hatte bis hier her 180 Km auf der Straße entlang der Fjorde zurückgelegt. Denselben westlichsten Punkt konnte ich von einer deutlich kürzeren Distanz aus Isafjördur erkennen. Am selben Abend fuhr ich noch den einzigen Pass der vor mir im Norden der Fjorde lag. Ich hatte Glück die mehreren aufeinander folgenden Anstiege waren nicht steil und sehr schön zu fahren. Dafür war der Weg zum Pass mit 21 Kilometer der bisher längste. Der Blick in das breite Tal indem zu Beginn noch ein Fluss mit starker Strömung floss war extrem schön. Weite Graßflächen dehnten sich zu beiden Seiten der Straße aus. Eigentlich ein schöner Ort um zu Zelten. Irgendwo auf halbem Weg sah ich Steinmauern. Überreste einer alten Farm. Auf dem letzten Stück zog Nebel auf. Er wurde immer dichter. Es war nasser Nebel. So nass das ich die Regenhose und Jacke anziehen musste. Mein Blick fiel auf das Oberrohr des Fahrradrahmens. Nur selten blickte ich hoch um die Richtung anzupeilen in die ich musste die im dichten Nebel vor mir lag. Die Abfahrt war extrem schnell und steil. Zum glück blieb mir dieser Anstieg erspart dachte ich mir. Bei diesem Gedanken hatte ich jedoch schon weit 100 Kilometer hinter mir und das war okay. Auf dem letzten Stück verzog sich der Nebel und die Straße führte weiter bis Holmavik. 140 Kilometer legte ich an diesem Tag zurück. Die bislang weiteste Strecke die ich in Island zurücklegte. Es war schon spät. Kurz nach 24 Uhr schob ich das Rad zum Campingplatz im Ort. Alles was ich wollte war eine Dusche. Der Platz war unglaublich überfüllte. Ich erfuhr von einem Familienfest zu dem 150 Angehörige gekommen waren. Was für eine große Familie dachte ich mir.
Ich hatte Pech. Es gab keine Dusche mehr. Sie war bereits seit 21 Uhr geschlossen. Ich gönnte mir noch etwas zu essen und legte mich anschließend müde und erschöpft zum schlafen.
Es lief weiterhin gut für mich. Die Strecke bis nach Blöndus schaffte ich in vier Tage. Dort gönnte ich mir einen Tag Auszeit um die Wäsche zu waschen, die Homepage zu aktualisieren und mich im Arktis Museum umzuschauen. Das Museum ist in dem ältesten Gebäude der Stadt untergebracht. Einst war es ein Handelshaus, erbaut im 1800 Jahrhundert. Im laufe der Zeit wurde es als Wohnhaus und von heute an als Museum benutzt. Das Haus ist komplett aus Holz gebaut. Als ich über den Boden lief knarrte er und ich sah den ein oder andere alten Holznagel. Ich lief durch die Ausstellung in der es sehr viel zu lesen gab. Ich hielt vor mir eine DIN 4 Mappe in der Texte in Klarsichtfolien waren. Geschrieben in Deutsch. Wow! Ich erfuhr den Unterschied zwischen Packeis und Treibeis. Hier in Island kam in den letzten Jahren viel Eis von der Ostküste Grönland an und auch von weiter Nördlich. Manchmal kommen mit dem Eis auch die Polarbären. Der letzten im Jahr 2008. Vor diesem Bären, etwa zwei Wochen wurde ein weiterer Bär im Norden von Skagarströnd gesehen. Dieser wurde sofort erschossen. Den letzten vom Jahr 2008 wollte man nicht gleich erschießen, Es wurden Leute aus Reykjavik und ein Spezialist aus Dänemark geholt. Der ausgehungerte Bär bemerkte jedoch die Menschen, wurde unruhig und wollte ins Wasser flüchten. Auch er wurde erschossen. Er steht jetzt im Museum. Seit der Landnahme schätz man das etwa 500 Bären in Island angekommen waren.
Ich war beeindruckt von dem Ausmaß des Bären obwohl das Weibchen nur 300 Kilo wog. (Männchen können bis zu 750 Kilo wiegen und bis zur Schulter 1,5 Meter messen). Außerdem war dort ein Polarfuchs ausgestellt. Er trug sein Winterfell. Also weis.
Ich machte mich nun auf das zweite Mal das Hochland zu durchqueren. Diesmal auch wieder vorbei am Langjökull. Jedoch auf der östlichen Seite. Nebenan weiter im Osten lag der nächste Gletscher. Der Hofsjökull.
Beim letzten Wettercheck stimmte alles. Mich sollte gutes Wetter für Isländische Verhältnisse erwarten. Ich war froh und freute mich auf das Abenteuer. Das este Stück legte ich noch auf der Ringstraße zurück. Nach etwa 30 Kilometer erreichte ich den Abzweig zur F35. Kurz danach sah ich einen Radfahrer. Im ist ein Schalthebel gebrochen. Er konnte an der Kurbel nicht mehr runterschalten nur noch hoch. Mit einem Schraubenzieher stellte er das Schaltwerk auf das zweite Blatt und schaltete nur noch hinten. Das war auf jeden Fall eine gute Option den das zweite Blatt wird in Island am häufigsten gefahren. Dem Wind sei Dank! Ich fuhr die erst Höhenmeter abwechselnd auf guten Pisten und Asphalt. Bald passierte ich das Kraftwerk Blanda. Jetzt gab es nur noch Pisten mit den ersten vereinzelten Schlaglöchern die mit dem Rad gut umfahrbar waren. Plötzlich zog Nebel auf. Ab und zu hatte ich aber eine sehr schöne Sicht. Das Land erstreckte sich bis zum Horizont, zur meiner linken und rechten etliche Berge. Im Vordergrund die vereinzelten Seen die zum Blanda Wasserkraft System gehörten. Am Nachmittag klärte der Himmel auf und im Südosten konnte ich das erste Mal die Gletschermassen des Hofsjökull sehen. Der meiste Schnee war bereits geschmolzen. Gegen späten Nachmittag verschwanden immer mehr Wolken und die Eismassen waren besser zu sehen, setzten sich besser vom Himmel ab. Umso weiter ich vorankam umso schöner wurde es. Die Straße stieg kurz an, dann wieder eine kurze Abfahrt. So zog sich dass eine ganze Weile hin. Ich war überrascht wie viel grün hier noch zu sehen war. Nur kurze Abschnitte erinnerten an eine Steinwüst aber eben auch nicht richtig. Es war bereits schon spät als mir drei Radfahrern entgegen kamen. Ihre Gesichter sahen entspannt aus. Sie hatten auch allen Grund dazu. Sie fuhren mit dem Wind und mussten nicht wie ich die letzten 20 Kilometer gegen ihn ankämpfen. Es waren ebenfalls deutsche. Schon von weitem war das zu erkennen. Die Fahne am Lenker verriet sie. Ich erinnerte mich das ich während des Finalspiel zu einem Freiburger neben mir sagte das wenn Deutschland gewinnt, würden ich eine Fahne kaufen. Ich bin aber kein Patriot, sondern ich freute mich für diesen Anlass. Leider konnte ich in Isafjördur keine finden. Ich berichtete den drei von dem Bach nur weniger Hundert Meter hinter mir den ich gerade erst passierte. Sie blieben dort. Ich wollte noch etwas weiter, gegen den Wind ankämpfen, die Landschaft genießen und dabei in Gedanken versunken. Ich wollte einfach noch weiter radeln. Die Piste wurde jetzt immer schlechter. Das erste Wellblech ließ mich über die unterschiedlich großen Steine holpern. Es war anstrengend. Vielleicht fuhr ich nicht schneller als 6 Kilometer in der Stunde. Ich fuhr dennoch weiter und fand kurz nach einer Schutzhütte einen kleinen Bachlauf. Fünf Meter von der Piste entfernt in einer Senke etwas geschützt vom Wind schlug ich das Zelt auf.
Ein Geräusch das einen Radfahrer gleich einzuordnen weiß weckte mich. Wind, und sehr wahrscheinlich Gegenwind. Ich hatte nicht genau darauf geachtete wie viel Stunden ich gegen den Wind bis Hveravellir ankämpfte. Es erschien mir eine Ewigkeit gedauert zu haben. Ich war sicherlich weniger als 6 Kilometer per Stunde unterwegs. Der Himmel war aber fast wolkenfrei und die Sonne schien auf mich herab. Meine Haut wurde sogar etwas rot von ihr. Unglaublich das so etwas in Island möglich ist.
Gegen halb drei traf ich an dem Ort ein an dem heißer Wasserdampf aus dem Boden tritt. Es zischt und blubbert, roch nach Schwefeln und war unglaublich beeindruckend. Auf einem Holzsteg konnte man das ganze Geschehen aus der Nähe betrachten. In vergangenen Tagen wurde hier in dem 80 bis 100 Grad warmen Wasser auch gekocht.
Bevor ich zurück zum Bike lief ging ich noch in einem Hot Pot schwimmen. Unglaublich schön wie sich das anfühlte und mitten im Hochland mit Blick auf die Berge. Was erstaunlich ist, dass die Menschen bei so einem natürlich warmen Pool ihr Scharmgefühl anscheinend verlieren und sich völlig entkleiden um dort schwimmen zu gehen. Alle taten das. Auch ich lief diesmal der Herde hinterher.
Zurück beim Rad traf ich eine Gruppe Belgier die mich mit Vitaminen wie sie es nannten versorgten. Ich bekam eine viertel Gurke und etwas Rucola Salat. Ich war also bestens versorgt für die Weiterfahrt. Diese wurde jetzt immer beschwerlicher, große Steine, viele von inen Faustgroß lagen auf der Piste. Die Fahrt forderte unglaubliche Konzentration den Steinen auszuweichen und dazu kam noch der anhaltende Wind. Es war schon ein kleiner Kampf in so einer schönen Landschaft. Ich kam jetzt immer naher dem Gebirgszug Kerlingarfjöll das sich in der Ferne erstreckte. Eigentlich war noch ein Stopp dort geplant. Der starke Gegenwind und die schlechte Straße hielten mich aber davon ab und ich entschied mich weiter zu fahren. Am Abend schlug ich am Hvitarvatn das Zelt auf.
Das letzte Stück war sehr schön zu fahren, ich hatte kurz nach dem Start einen kleinen Anstieg und dann ein unglaublich schöne Abfahrt mit weitem Blick über eine grüne Ebene, Berge im Hintergrund und einem verzweigten Flusssystem das völlig Naturbelassen war wie alles hier in Island. Unglaublich schön. Kurz bevor ich den mächtigen Wasserfall Gullfoss erreichte, erwischte mich ein Regenschauer. Ich stoppte bei Cafe und wärmte mich dort. Unglaublich wie viele Touristen sich dort aufhielten aber so ist das bei den Attraktionen eben. Es spielt keine Rolle um welche es sich handelt oder in welchem Land sich diese befinden. Jeder möchte seine Bilder machen, teure Souvenirs kaufen oder eben nur ein Kaffee trinken wie ich auch. Er wärmte mich und meine Hose trocknete auch noch. Dazu konnte ich meine Mails checken.
Ich schaute mir jetzt den zweiten Teil des goldenen Kreises an. Den ersten hatte ich zu Beginn der Radreise gesehen. 5 Kilometer weiter stoppte ich beim Geysir nach dem alle anderen auf der Welt benannt sind. Das erste mal sah ich das Geschehen aus der Ferne von der Straße aus als ich darauf zu fuhr. Vielleicht 1,5 Kilometer von mir entfernt. Erst dachte ich dass es eine große heiße Quelle ist. Es sah nur nach Wasserdampf aus der nach einer kurzen Zeit wieder verschwand. Als keiner mehr zu sehen war, wusste ich dass es sich hierbei um den Geysir handeln musste. Etwa alle 10 Minuten erreichte die Temperatur ihren höchsten Punkt und das Wasser schoss meterweit in die Höhe.
Ich fuhr weiter nach Selfoss und zurück nach Reykjavik. Ich hatte dort ein Wiedersehen mit Bekannten die ich bereits in Isafjördur traf. Ich hatte eine sehr schöne Zeit.
Drei Tage später begann ich mit der Planung für den letzten Abschnitt meiner Reise in Island. Mittlerweile habe ich auch die Packtaschen (Vorne) und das Werkzeug mit den Ersatzteilen. Das Paket brauchte knapp über vier Wochen.
Ich glaube ich könnte allein nur ein Buch über die Paketsendungen schreiben die ich schon alle in den entfernten Ländern bekam. Mal früher und eben auch später, viel später als gedachte.
Etwas über drei Wochen bleiben mir noch dafür. Ich werde mit einer Mitfahrgelegenheit bis zur Jökulsarlon fahren. Diesen Abschnitt also mit dem Rad überspringen. Von dort fahre ich mit dem Rad nach Landmanalaugar und die Sprengisandur mit Abstecher auf der nördlichen F910 nach Askja. Von dort zurück zur Ringstraße. Mal schauen wie viel Zeit noch für den Norden übrig bleibt. Am 21. August werde ich die Fähre von Seydisfjördur zu den Färöer Inseln nehmen.
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