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Unterwegs in der Provinz Leon


Am Nachmittag lief ich zusammen mit Nacho und José in Leon ein. Wir quartierten uns in der Benediktiner Herberge ein. Einige Erledigungen standen noch an und so wollte ich nun endlich versuchen hier meine spanische Sim-Karte zu bekommen. Wie sich später jedoch herausstellte klappte es wieder nicht da alle Geschäfte bereits geschlossen hatten (mehrere Tage später in Astorga klappte es dann doch noch). Es war Samstagnachmittag. Ich baute mein Zelt im Innenhof der Herberge auf um es komplett trocknen zu lassen, da es noch etwas feucht von der vorherigen Nacht war. Anschließend  kaufte ich ein und wusch die Wäsche. Nach den Erledigungen brach ich zum Sightseeing auf. Es dämmerte bereits als ich durch die Gassen der Altstadt bummelte. Menschen liefen umher, kauften ein, saßen in Restaurants und Cafés.
Gerade als ich um eine Häuserecke bog sah ich die Kathedrale vor mir. Ich war unglaublich fasziniert von deren Größe. Menschen gingen auf dem Vorplatz in alle Richtungen umher. Eine Musik die ich normalerweise  nur aus dem Kircheninneren kenne wurde immer lauter. Kurze Zeit später schien die Musik auf mich zu zukommen. Ein weißes Auto mit zwei Megafonen fuhr vor. Direkt dahinter folgten  mehrere Männer, die eine übergroße Marienskulptur trugen. Eine riesige Menschenmasse folgte dem Zug. Das Kerzenlicht kleiner Handkerzen die die Menschen trugen erhellte das Geschehen.  Anschließend zog die Menschenmasse in die Kathedrale ein. Ich folgte ihr.
Die Skulptur wurde zwischen dem Chor nach vorne zum Altar getragen. Die ganze Kirche war voll mit Menschen und überall Kerzenlicht. Ich verfolgte das Geschehen während ich in der Kirche umherlief. Zwischen den Reihen entdeckte ich bekannte Gesichter. Ich lauschte dem Gesang einer Frau, als ich zu meiner linken Monika und Jens sah. Die beiden sind schon eine Weile auf dem Camino unterwegs und beendeten in Leon  ihre Etappe.
Was mich jedoch am meisten beeindruckte waren die bunten Motive der Fenster. Insgesamt 1800 qm Fensterfläche hat die Kirche. Am nächsten Morgen vor dem Aufbruch zur nächsten Etappe hielt ich mich dort nochmal mehrere Stunden auf. Es war unglaublich welche Muster und Bilder mit was für eine Genauigkeit im Detail zu sehen war. Die Kathedrale war für mich die schönste auf dem Weg
Nach Leon änderte sich die Landschaft. Mehr Bäume gab es auf den Hügeln zu sehen. Den ersten Tag nach Leon lief ich alleine, traf aber am Abend auf Justin, ein Weltenbummler der durch seine Arbeit schon in einigen Ländern zu Hause war. Ich genoss die Zeit und die Gespräche mit ihm. Ich konnte viele persönliche Sichtweisen mit ihm teilen. Um die Mittagszeit liefen wir zusammen im nächsten Ort ein. Es war höchste Zeit Mittag zu machen. Auf einer Bank trafen wir Jasmin und Frederick. Ich sah die beiden das erste Mal in Hontanas nach meiner persönlichen anspruchsvollsten Etappe des bisherigen Weges. Die beiden machten gerade Mittag, was wir nun auch taten. Brot, Käse etwas Wurst, Obst und Schokolade. Genug Power bis nach Astorga, wo wir am frühen Abend eingetroffen sind. Am Abend aßen wir zusammen einen Salat mit Spinat, Avocado und Tomaten. Zum Nachtisch gab es einen frisch zubereiteten Obstsalat. Keine Ironie. Es gab wirklich zwei Salate. Wir waren noch satt von dem reichhaltigen Mittagessen.
Am Abend spielte ich mit dem Gedanken mal eine Pause einzulegen. War ich doch seither schon 550 Kilometer ohne einen Tag Auszeit unterwegs. Am nächsten Morgen sagte ich Justin Bescheid. “ Ich habe mich nun doch entschlossen zu bleiben“. Ich ging den Tag ganz langsam an, frühstückte in Ruhe mein Müsli, packte meinen Rucksack und verließ zusammen mit Jan um kurz nach 9 Uhr die Herberge. In einem Cafe schrieb ich mehrere Postkarten. Jetzt hatte ich ja ausreichend Zeit dafür. Den Vormittag lief ich durch die Straßen Astorgas und kaufte mir auf dem lebendigend Markt eine neue Mütze. Einige Wochen zuvor ließ ich meine bis dahin gut warmhaltende Mütze auf der Rückbank eines Autos in Frankreich zurück. Der einzige aber dennoch ein schwerer Verlust meines Hitch Hicking Erlebnis. Den Nachmittag verbrachte ich mit Tagebuch schreiben und lesen. Am Abend war die Herberge wieder belebt. Bekannte Gesichter tauchten auf und zogen am Folgetag wieder weiter. Ich blieb nochmal einen weiteren Tag und schaute mir zusammen mit Luma die Stadt etwas genauer an. Es fiel mir etwas schwer die Hospitaleros zu überzeugen drei Nächte zubleiben, da es mir offensichtlich ganz gut ging und sie sahen keinen Grund um mich weiter in der Herberge aufzunehmen. Ich hatte keine Probleme mit Blasen (seither überhaupt noch nicht) und auch sonst fehlte mir nichts. Am Ende war ich dann doch froh die drei Nächte dort verbracht haben zu dürfen.
Um elf Uhr begann die geführte Tour „Routa romana“ die ich mit Luma  gebucht hatte. Unser Guide, eine junge Frau sprach auch englisch. “Insgesamt nehmen fast nur Touristen an der Tour teil, keine Pilger“ sagte die Spanierin. Wir schauten uns als erstes Ruinen alter römischer Bäder an, später noch Teile alter Straßen und weitere Mauerreste. Anschließend besichtigten wir noch eine ca. 2000 Jahre alte Kanalisation. Teilstücke werden auch heute noch genutzt. Gute hundert Meter legten wir in dem original erhaltenen Kanal zurück. Ich musste stark gebückt laufen. Waren doch die Menschen früher noch nicht so groß. Zum Abschied schauten wir uns noch das Museum an das einige Fundstücke ausstellte. Nach dem Mittagessen in einer Pizzeria besuchten wir das Schokoladen Museum. Die Tradition der Schokolade geht hier weit zurück. Die Ausstellungsstücke mit alten Fotos, original Schokoladen Verpackungen  aus vergangener Zeit und die Gerätschaften zur Herstellung der Schokolade vermittelten einen tollen Eindruck. Zum Schluss durfte das Probieren der unterschiedlichen Kakaogehalte der Schokolade auch nicht fehlen.
Es war noch frisch als ich am nächsten Morgen auf das Gebirge zulief das es zu überqueren galt. Am Vortag zeigte uns der Guide von der Stadtmauer in Astorga eine Stelle im Gebirge, die vor uns lag. An dieser Stelle befand ich mich nun. Langsam stieg der Schotterweg weiter an. Ich passierte dabei einige Dörfer. Ich lief ohne weitere Schwierigkeiten, stoppte gegen Mittag und rastete auf meinem Rucksack. Am Abend erreichte ich eine kleine aber sehr schöne private Herberge in Foncebadon.






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