Berge gibt es auf Skye alle mal genug. Hier habe ich auch meinen ersten Munro bestiegen. Eigentlich wollte ich einen Munro auf Knoydart besteigen. Ladhar Bheinn. Leider lief ich mit gesenktem Kopf an ihm vorbei. Der Nebel, die Wolken und vor allem der Regen hinderten mich ihn zu besteigen. Ich bin mir auch nicht sicher ob ich in der Suppe seine Spitze gefunden hätte. So bestieg ich Bla Bheinn von einer Bothy aus. Dort hatte ich mehr Glück was das Wetter betrieft. Ich erinnere mich als ich mich in Elgol am Vortag über das Wetter für den Tag des Aufstiegs erinnerte. „Manly cloudy and showers“ war die Auskunft. Eigentlich hatte ich mich zu diesem Zeitpunkt bereits mal wieder von einer Munro Besteigung verabschiedet. Doch es kam anders. Ausgangspunkt war die Bothy direkt am Strand. Ich blieb dort zwei Tage lang. Es war die bisher schönste mit der besten Lage und einer urgemütlichen Feuerstelle. Holz haben wir direkt am Strand gesammelt. Unsere Ausbeute bestand zum Teil aus nur kleinen Ästen die wir an dem langen Sandstrand fanden. Als kein Holz mehr zu finden war haben wir sogar mit Seealgen Feuer gemacht. Unglaublich aber urgemütlich.
Ich bin bei leicht bewölktem Himmel aufgestiegen. Die Spitze hing noch im dichten Nebel. Leider verzog sich der Nebel nicht und so tappte ich die letzten gut hundert Höhenmeter in der Suppe umher. Einen Tag später konnte ich von einem anderen Pass den ich etwas weiter entfernt überquerte den freien Gipfel ausmachen. - Was für ein Ausblick müssen die Hillwalker haben die dort oben stehen- ging es mir durch den Kopf.
Insgesamt habe ich zehn Tage auf Skye verbracht. Ich lief den Sky Trail von Broadford nach Ruhba Hunish, dem nordlichsten Kap auf Skye. Etwa 140 Kilometer habe ich während dieser Zeit zurückgelegt.
Ein Stück habe ich per Anhalter zurückgelegt. Die Strecke von Sligachan bis nach Portree nahm mich eine Frau mit ihren zwei Kindern mit die hier auf Skye Freunde besuchte. Der Grund dafür war die Asphaltetappe die ich somit ausgelassen habe. Somit bin ich zwar den ganzen Skye Trail nicht komplett gelaufen, aber damit konnte ich leben. Mir machte es nichts aus dieses Teilstück ausgelassen zu haben. Ich habe viele getroffen die auch auf diesen Abschnitt bestanden. Ich konnte sie verstehen. Als ich den Caminho Portugues von Santiago de Compostela nach Lissabon lief wollte ich auch die ganze Strecke laufen. Jetzt hatte ich den Zusatztag für Abstecher die landschaftlich reizvoller waren.
Der Weg von Portree bis zum Rubah Hunish führte mich über zwei Berggrate. Es war die bisher größte Herausforderung und ich freute mich unglaublich darauf. Es gab dort keinerlei Wege. Ich orientierte mich an den Bergen, Bachläufe und natürlich an den Höhenlinien. In Portree deckte ich mich nochmals mit Nüsse, Milchpulver, Haferflocken Reis und Nudeln ein.
Die Ausblicke von den bis zu knappen sechshundert Meter hohen Bergen waren unglaublich. Ich hatte 360 Grad Blicke, auf das nördliche und südliche Ufer der Insel, die vorgelagerten Inseln, das Festland und die ersten Blicke auf die äußeren Hybriden.
Die Felsformationen waren bizarr, geformt von den Gletschern die vor Urzeiten die Landschaft schufen und formten. Vereinzelte Felssäulen blieben stehen. Mehrer nebeneinander in unterschiedlichen Breiten und Höhen. Der wohl bekannteste ist der Old Man of Storr. Unglaublich wie riesig er ist. Die Menschen wirkten winzig im Vergleich die an seinem Fuße versuchten zu klettern.
Nach dem Old Man of Storr lief ich entlang der der Trotternish Ridge. Auf dieser Etappe erlebte ich so viel und so intensive. Da waren erst einmal die bis zu zweihundert Meter hohen steilen Anstiege. Oben angekommen lief ich gleich darauf wieder bergab um kurz darauf den nächsten Anstieg zu bewältigen. Nach einer Weile habe ich aufgehört die Anstiege zu zählen. Die Aussicht war gigantisch und nach jedem Schritt veränderten sich die Blickwinkel und Neues war in der Ferne auszumachen. Ab und passierten ich Scharfen die hier oben grasten. Schafe sind extrem schreckhaft und scheu. Die Abbruchkanten des Grats war bis zu 300 Meter hoch. Vorsichtig wagte ich Blicke in die Tiefe. Dort konnte ich kleine weise Punkte ausmachen. Schafe. Das Land auf dem die Tiere grasten viel leicht zum Atlantik hin ab. Es erstreckte sich gut zwei bis drei Kilometer bis dahin. Die größte Fläche war ein Sumpfgebiet mit lauter kleinen Seen und Bachläufe. Dahinter ein Stück Wald dann der Ozean und das Festland mit den Munros am Horizont.
Nirgendwo sonst habe ich so viele Adler gesehen wie hier auf Skye. Manchmal kreisten zwei bis drei weit über mir. Es wirkte majestätisch wenn die Tiere dort oben am Himmel entlang gleiten. Sie legen unglaubliche Distanzen zurück ohne einmal mit den Flügeln zu schlagen. Wenn ich welche ausmachen konnte blieb ich stehen und verfolgte sie bis sie verschwanden oder sich irgendwo weit oben auf den Bergen niederließen.
Ich hatte ein Erlebnis bei dem ich es mit der puren Angst zu tun hatte.
Ich war nicht mehr weit entfern vom Rubah Hunish. Nur noch eine Etappe lag vor mir. Ich war unterwegs am Ende der Trotternish Ridge als ich mir dachte -Wie schön es doch wäre einen Adler zu sehen der die Abbruchkante des Grats empor geflogen kommt. Ich konnte es selbst nicht glauben als kurze Zeit darauf tatsächlich ein Adler direkt auf mich zukam. Er war so nahe dass ich seine Augen deutlich erkennen konnte. Er flog direkt auf mich zu. Er war riesig. In den ersten paar Sekunden hatte ich nur das Angstgefühl, das mich erfasste, Für eine kurzen Augenblick war ich mir sicher das er mich angreifen wir. Auch diesmal schlug der Adler nicht mit seinen Flügel. Als er nur noch wenige Meter von mir entfernt war drehte er nach rechts ab und begann einen großen Kreis zu ziehen. Er benutzte die Therme um aufzusteigen und an Höhe zu gewinnen. Jetzt verließ mich das Angstgefühl und ich kramte so schnell ich konnte nach der Kamera in der Tasche vor mir. Als er den ersten Kreis vollendete kam er wieder auf mich zu. Er hatte deutlich an Höhe gewonnen. Ich filmte ihn dabei. So ein Erlebnis ist ein besonderes. Ich werde es nicht vergessen.
Die letzte Nacht habe ich in der Bothy „The Lookout“ verbracht. Die kleinste und schönste Bothy ihrer Art. Mit einem Blick auf die äußeren Hybriden wie er atemberaubender nicht sein kann. Die Bothy bot Platz für drei Wanderer. Das schönste war aber der kleine Aufenthaltsraum mit einem kleine Tisch, drei Stühle und einem Fernglas. Drei kleine Fenster die mich an Schiffsluken erinnerten konnte man öffnen. Die Sonne verschwand am Abend hinter den Hybriden und färbte die Wolken am Himmel. Der Himmel schien zu glühen. Ich wollte und wollte nicht ins Bett.
Am nächsten Morgen bin ich zu den letzten 1.5 Kilometer zum Kap aufgebrochen das 112 Tiefenmeter vor mir lag.
Auf dem Weg verfolgte ich viele Möwen, Kormorane und Austerfischer deren schrille Rufe über die raue Landschaft schallten. Im Wasser konnte ich aus der Ferne eine Robe sehen.
Ich verweilte am Kap knappe zwei Stunden, genoss die Aussichten und filmte. Am Vorabend versuchte ich mit Hilfe des Fernglases Wale zu suchen. Ohne Erfolg. Die Geduld die ich jetzt mitbrachte zahlte sich aus. Zwei Gruppen von bis zu vier Tieren konnte ich sehen die gute 200 Meter draußen vorbeizogen.
Zufrieden und mit einem guten Gefühl verließ ich das Kap und nahm einen Bus zurück nach Portree.
In den letzten Tagen die ich in Schottland verbrachte fuhr ich mit dem Bus zu einigen der großen Städte. Von Skye aus fuhr ich nach Inverness. Dort blieb ich eine Nacht. Am Folgetag nahm ich einen Bus nach Edinburgh. Den Nachmittag und den Abend verbrachte ich in der großartigen Stadt. Mit dem Nachtbus fuhr ich zurück nach Glasgow von wo aus mein Flieger am folgenden Morgen nach Dublin ging…
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