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Die Südinsel


Ich war nicht der einigste an diesem Morgen der sein Hab und Gut zusammen packte. Dem leicht wehenden Wind hatte ich es zu verdanken dass ich das Zelt nach einem heißen Becher Tee einpacken konnte. Obwohl am Vorabend das meiste schon verstaut war geriet ich langsam in Zeitdruck mit einem leicht mulmigen Gefühl im Bauch. Vorfreude, gemixt mit einem Unwissenheitsgefühl im Magen stieg in mir auf.
Langsam fuhr ich die steile Abfahrt vom Rowena’ s Lodge hinunter. Die schwere Last am Rad war erst mal wieder ungewohnt und so schaukelte ich die ersten Meter vor mich hin. Es war kurz vor Sieben Uhr und an diesem Sonntagmorgen war noch nicht viel auf den Straßen Wellingtons los.  
An der Eingangstüre hatte ich das Rad angelehnt, wobei ich schon all die Blicke bemerkte, die mir die anderen Passagiere vom inneren der Aufenthaltshalle zu geworfen haben. Die meisten waren junge Backpacker die zum Teil halbschlafend auf den Sitzen hingen und andere dagegen  in Konversationen vertieft waren. Mit dem Ticket in der Tasche lies ich noch mal die Gedanken revue passieren und habe mich auf die Südinsel gefreut.
Ich schob mein Rad zur Fähre, das gleich neben dem großen Schwenktor an der Seite seinen Platz für die nächsten stunden gefunden hatte. Vom Deck aus überblickte man die ganze Skyline von Wellington. Das Licht war einfach genial. Der Himmel war gesäumt von dunkelgrauen Wolken durch die die Sonnenstrahlen sich drückten und all die hohen Glasbauten erstrahlen lassen haben. Ein schöner Anblick mit dem ich mich vorerst von Wellington verabschiede.
Langsam und noch sehr müde werde ich wach. Nachdem wir am Morgen den riesigen Wellington  Harbour  hinter uns gelassen haben, bin ich in einen der Aufenthaltsräume indem ich mich etwas hingelegt hab. Hierbei bin ich eingeschlafen, ich war einfach noch zu müde von der letzten Nacht in der ich bis früh morgens Berichte geschrieben habe.
Jedoch hab ich nicht alles verschlafen und bekomme noch die Eindrücke mit als der Interislander durch den Queen Charlotte Sound fährt. Trotz den Motorengeräuschen herrscht eine seltsame Morgenstille. Ab und zu zweigt ein kleiner Seitenarm  vom Hauptfjord ab. Umgeben von Bergen in denen es kein Leben zu geben scheint. Doch dann taucht  ein Fischkutter am Rande der Berge auf, unweit entfernt mache ich ein Licht in den Bergen aus. Ein Haus. Was für ein schöner Ort um in der Natur zu sein. Der Nebel wird an manchen Stellen dichter, das Nieseln geht in einen leichten Regen über.
Es ist soweit ich bin angekommen auf der Südinsel Neuseelands.
Mit frisch aufgepumpten reifen hatte ich Picton auf dem Queen Charlotte Drive verlassen. Die nächste viewing Gelegenheit nutzte ich um mir die Regenjacke überzuziehen, da das Nieseln in ein stärkeres Regnen übergegangen war. Vor mir erstreckt sich weit der gleichnamige Sound mit einer hügeligen Berglandschaft. Die Straße schlängelt sich immer weiter denn Bergen entlang. Manche kurven sind absolut unübersichtlich. Auch der Regen hatte weiter zugenommen. Mit dem Tunnelblick sitze ich fluchend auf dem Rad, von der Landschaft bekomme ich gar nichts mehr mit was mich aber im Moment nicht weiter beschäftigte. Innerhalb weniger Minuten hatte der regen noch mal kräftig nachgelegt, sodass ich mich an einem Toilettenblock im Trockene unterstellte. Der Regen lies einfach nicht nach, so habe ich beschlossen an der nächst möglichen stelle mein Zelt aufzubauen. Nur unweit wurde ich fündig. Während ich die Zeltstangen in die Zeltplane eingezogen habe, bot mir ein Mann seine Hilfe an. Ich lehnte dankend ab, versprach aber gleich nachdem ich die Kleidung gewechselt habe nachzukommen. So kam es das ich den Abend mit Bernd, seiner Frau und seinen zwei Kindern in ihrem Wohnmobil verbracht habe. Zum essen gab es Nudel mit Tunfischsoße 
Und leckerem Nachtisch. Zum Abschluss bekam ich noch einen Haufen Lebensmittel geschenkt, da die vier auf dem Rückweg nach Australien waren.
Und so wurde aus meinem ersten nicht ganz so schönen Tag auf der Südinsel noch ein schöner und geselliger Abend.
Der Regen hat über die Nacht nachgelassen und war jetzt gänzlich verschwunden. Es lag eine Stille an diesem Morgen  an dem Ufer des Queen Charlotte Sound. Es war noch nicht das kleinste Anzeichen von Wellengang zu sehen. Die Berge auf der anderen Uferseite hingen noch im Dunst und Nebel. Mit einem Becher English Tee lauf ich am Ufer entlang. Sam der älteste Sohn von Bernd lief mir mit einem Zettel und Stift entgegen. Ich habe im meine Adresse aufgeschrieben. Wahrend wir uns über meine Reise unterhalten zeigt er mir wie ich lautlos Steine ins Wasser werfen kann. Die Steine halte ich mit Daumen und Zeigefinger in der Hand, schmeiße sie drehend in die Luft, sodass er sich schnell um seine eigene Achse dreht und in senkrechter Position in das  Wasser taucht. Die Steine müssen hierfür  Flach sein, umso  flacher umso besser. Das flache Wasser ist genau richtig dafür. Zwei-, dreimal schaffe ich es.
Wieder zurück auf dem Queen Charlotte Sound Drive entscheide ich mich die Abfahrt zum Keneperu Sound zu nehmen und noch ein paar Tage am Wasser der klaren Fjordlandschaft zu verbringen. Ich hatte Glück, erst am späten Nachmittag  regnete es noch mal. Seitdem ich in Neuseeland (hauptsachlich den Süden) ankam, bin ganz gut darin geworden mich in meine Regenkleidung zu packen. Am Abend fand ich  einen schönen Platz direkt am Ufer. Mit Miesmuscheln ist es mir noch gelungen drei Fische für ein leckeres Abendessen zu fangen.
Zurück auf dem Queen Charlotte Drive fuhr ich weiter bis Havelock. In Ort traf ich auf Franz. Franz ist Rentner kommt aus Bayern und reiset ebenfalls wie ich mit dem Fahrrad. Die Fahrt führt durch das breite Wiesenthal Rai Vally, deren Berge von Nadelbäumen gesäumt sind. Die Straße steigt jetzt immer mehr an bis auf den 247 Meter hohen Rai Saddle Sumit Pass. Unweit der Abfahrt stell ich mein Zelt abseits eines großen Rastplatzes neben einem kleinen Bach auf.
Am nächsten morgen fuhr ich früh in Richtung Nelson weiter. Durch die lang gezogenen Vororte radelte ich am Meer entlang. In Nelson erkundigte ich mich über mein nächstes Ziel. Ein paar Tage sollte es zum trampen in den Abel Tasman Nationalpark gehen.
Der Park liegt direkt an der Küste ca. 20 Km nördlich von Motueka. Es gibt mehrere Möglichkeiten den Park. Im Wasser und An Land. Im Wasser, entweder mit einem Water Taxi oder selbst mit einem Seekajak das man mieten kann. Aus Sicherheitsgründen wird ein Seekajak erst ab zwei Personen vermieten. Im Inland gibt es unzählige Treks, entlang an goldbraunen Stränden, durch dichten Regenwald mit Bächen (Pools zum Schwimmen) und Wasserfällen. Ich habe mir ein Water Taxi bis Totaranui  gebucht um den Abel Tasman Costal walk mit ein paar weiteren Abstecher ins Inland zu laufen. Drei Tage waren für diese Tour veranschlagt. Früh morgens legt das Water Taxi in Marahau ab. Das Boot nähert sich durch das türkisblaue Wasser der Tonga Insel. Auf den großen Felsen die das Ufer der Insel säumen, sonnen sich Seelöwen (New Zealand Fur Seal). Manche gleiten durch das klare Wasser. Wir folgten als der Küste entlang mit Blick auf Tropisch bewachsenen Berge. Im Vordergrund auf Lichtungen waren Teilstücke der Treks zu sehen. In der Awaroa Bay steuerte der Bootsmann in Richtung Strand um ein älteres Paar mit Koffer aussteigen zu lassen. Das Boot legt dabei an keinem Bootssteg an sondern fahrt direkt an den Strand mit einem Anker im Sand wird das Boot daran gehindert wieder aufs offene Meer zu treiben. Über einen kleinen Alu Steg habe sie das Boot verlassen. Ein Braungebrannter Mann mit Quadt nimmt ihnen den Koffer ab. Nach gut zwanzig mitunten ereichten wir Totaranui. Endstation und Start des Abel Tasman Costal Walk für mich.
Die Wege führten mich durch Tropischen Regenwald, entlang der Küste mit immer wieder Teilstucken am Strand entlang. Vorbei An großen Steinformationen unter Meter hohen  Fern Tree, Am Morgen des Zweiten Tags galt es das mehrere Hundert Meter breite Flussdelte Awaroa Inlet zu durchqueren. Das Delta lässt sich jedoch nur in den Zeiten zwischen zwei Stunden und nach der Ebbe und zwei Stunden bevor die Flut wieder einsetzt überqueren. Der Wasserstand und die Stroemung sind im Hauptstrom viel zu hoch. Als ich durchgelaufen bin ist er nur noch als kleiner Bach wahrzunehmen gewesen mit kleinen Fischen die auswichen als ich ins Wasser getreten bin. Auf dem von den Wellen geformten noch nassen Sand langen mehrere kleine perfekt rund geformte Sandkugel. Nicht größer als ein paar Millimeter im Durchmesser. Daneben ein eben so kleines Loch. Das Bild bot sich fast überall zu allen Seiten in Hunderter ja bestimmt Tausendfacher Zahl. Die Antwort darauf krabbelte zu hunderten vor mir. Kleine Krebse, geschützt in länglicher Muschel liefen etwa fünf Meter vor mir weg und gruben sich gleich wieder ein. Sie liefen von den trocknendem Sand in Richtung feuchtem, zwischen drin lauerten Oystercatcher (eine Vogelart) bis sie sich wieder ausgruben und schon hatten sie ihr fressen.
Der Weg führt mich weiter in die Tropen. Ab und zu ein rascheln und eine kleine Eidechse lief durch das Unterholz. In den Bäumen waren die unterschiedlichsten Vogelstimmen zu hören. Manch eine Stimme hörte sich wie ein zirpen an, eine andere wie ein Flötenspiel. Am Abend fand ich meinen Nachtplatz auf einer kleinen anhohe in einer kleinen Bucht mit goldbraunem Sand und umgeben von großen durch das Wasser glatt geschliffene Steine. Zum Abendessen tauchte ich in dem Klaren Wasser nach riesigen Miesmuscheln. Vier reichten aus um satt zu werden. Beim Sonnenuntergang lies ich Eindrücke sacken und verewigte sie im Tagebuch.
Die Temperaturen lagen am nächsten morgen schon  weit über 25 Grad, als ich den steilen Anstieg zum Hauptweg zurück lief. Über einen Abstecher ins Inland lief ich zu den Cleopatras  Pools, Zwei große hintereinander versetzte Naturpools im Bachverlauf des Torrent River’s. Ich nutzte das kühle Nass um mich abzukühlen und anschließend auf den Steinen etwas auszuruhen.
Auf einer Erhöhung lief ich die letzten Kilometer mit weitem Blick auf die Tasman Bay zum Endpunkt des Great Walk…

Nach dieser schönen Zeit, vor allem langen Zeit (über eineinhalb Jahre am Stück) habe ich mich vorerst entschieden zurück nach Deutschland zu gehen. Es war aber sicher nicht der letzte Besuch Neuseelands…





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