Mit den letzten isländischen Kronen kaufte ich mir noch etwas Trockenfisch und die letzte Hefeschnecke mit dem ungesunden aber leckeren Karamellüberzug. Seydisfjordur lebte richtig. Überall liefen die Menschen umher oder sie fuhren mit ihren Autos. Ich verfolgte das Geschehen von einem der beiden Tische die neben der Kasse des Saumkaup Supermarktes standen. Ich hatte beste Sicht dank des großen Fensters. Zu meiner Linken sah ich den Turm der Kirche. Dort hatte ich am Vortag noch den einzigen Orgelbauer in Island kennen gelernt. Wir unterhielten uns eine gute Stunde. Dabei gestand er mir dass er die Westfjorde sehr mag. Seiner Frau erzählte er immer das Gegenteil. Er würde dass ungern zugeben. Er erlernte seinen Beruf in Süddeutschland und war auch schon in der Kirche in Freudenstadt um die hundert Pfeifen zu reparieren bzw. zu stimmen. Das nächste Mal wenn ich in der Umgebung von Selfoss im Süden des Landes sein sollte, so soll ich doch nach ihm fragen. Er würde sich auf ein Wiedersehen freuen.
Eigentlich sollte die Fähre um 10.30 Ablegen. Doch sie legte erst um elf Uhr an. Ich saß vorne am Ufer und blickte in den Fjord. Die Berge zu beiden Seiten über 1000 Meter hoch und mit Schneeresten teils bedeckt. Ich blickte auf die weißen großen Silos in der Ferne als ich auf einmal die weiße Reling des großen Schiffes sah. Drei Stunden später war ich an Board und das Schiff lief aus. Es war 14 Uhr. Essenszeit. Auf Deck fünf saß ich mit einem dänischen Radfahrer der mir von dem traditionellen Gericht erzählte das vor mir auf dem Teller war. Reis, Hackfleischsoße mit Gemüse und Fischburger. Das Gemüse lag bestimmt schon mehrer Monate im Kühlfach, scherzten wir. Fast keine Vitamine mehr vorhanden. Ich war dennoch froh ein solches Essen vor mir stehen zu haben. Die Fischburger waren etwas gewöhnungsbedürftig vom Geschmack, aber auch davon aß ich zwei Stück. Ich muss immer noch schmunzeln wenn ich an eine Reisende denke die meinte sie würde da Eier essen.
Nach dem Essen fuhr das Schiff schon ein paar Minuten. Ich lief also so schnell es ging nach oben, bzw. nahm den Fahrstuhl auf Deck 8. Dort hatte ich die beste Aussicht. Alle Passagiere fanden sich dort ein. Es waren sehr viele unterwegs. Der Himmel strahlte, nur wenige Wolken waren zu sehen. Der Wind wehte aber heftig. Gischt auf den etwa 1,5 Meter hohen Wellen war zu sehen. Als wir den Seydisfjord hinter uns ließen gab es einen spektakulären Blick zurück auf die anderen Fjorde. Von hier aus sah man die schroffen Felsen. Es war Zeit sich zu Verabschieden. Nur bildlich, in Gedanken war ich noch in dem Land in dem ich die letzten 2,5 Monate verbrachte. Seit Neuseeland 2009 war ich nicht mehr so lange in einem Land gewesen.
Die Überfahrt endete für mich auf den Färöer Inseln. 16 Stunden sollte diese Überfahrt dauern. Als ich die Fähre Mitte Juni buchte waren alle Kabinen bereits ausgebucht. Nur noch Couchettes waren frei. Die Dorms der Fähre. Ich traf am Abend noch ein paar Menschen und fand mich auch noch im Tax Free Shop ein. Dort gab es 500 Gram Packungen Haribo für etwa 4 Euro. Ich musste einfach zuschlagen. So billig habe ich den Zucker seit Monaten nicht mehr gesehen. Ich traf auf zwei deutsche die ich schon auf dem Zeltplatz am Ende des schönen Fjords traf. Dort gab es bereits schon interessante Gespräche. Mit einem der beiden führt ich ein sehr tolles Gespräch dass auf jeden fall eines der Besten auf der bisherigen Reise war. Tage später begann ich zu verstehen, und konnte einige für mich offene Fragen beantworten und besser verstehen. Nachts um 2 Uhr verabschiedeten wir uns. Es war eindeutig zu früh um in den zweiten Stock zu meinem Couchett zu gehen. Ich legte mich für zwei Stunden auf ein Sofa in einem Cafe bis mich die Stimme des Lautsprechers weckte.
Um kurz nach 5 Uhr verließ ich das Schiff. Es regnete leicht als ich mit dem Rad auf der großen eisernen Rampe die Fähre hinunter fuhr. Im Ankunft Terminal legte ich mich noch mal bis 8 Uhr hin. Der Tage nach einer Nacht in der ich zu wenig Schlaf finde, ist auf Reisen immer der mühsamste. Man ist zu nichts zu gebrauchen und kommt einfach nicht richtig in die Gänge. Dennoch versuchte ich um kurz nach 8 Uhr bei Atlantic Airlines anzurufen. Ich wollte mir einen Flug mit einem Helikopter buchen. Helikopterflüge sind auf den Färöer extrem günstig. Einar, ein Isländer den ich in Husavik traf erzählte mir davon und machte mich neugierig. Ich hatte bereits schon mal das vergnügen mit einem Hubschrauber zu fliegen. 2008 als ich bei ATA in Australien arbeitete bekam ich einen kostenlosen Flug. Damals saß ich ganz vorne in der Glaskuppel als wir über den Kings Canyon flogen. Ich war gespannt.
Ich konnte mit meinem Handy leider keine Verbindung aufnehmen. So fand ich mich wenige Minuten später bei dem Infocenter ein. Der erste Flug um kurz vor 10 Uhr war bereits ausgebucht. Am Nachmittag war noch etwas frei. Ich sagte zu und musste nur noch nach Vagar kommen. Auf der Insel (Vagar) befindet sich der internationale Flughafen. Es ist auch der einzige im Land. Ich beschloss den Bus zu nehmen und mein Rad in der Hauptstadt Thorshavn zurück zu lasen. Zwei Nächte wollte ich auf der westlichsten Insel Mykines verbringen.
Auf einer Karte sah ich dass es in der 30 000 Einwohner Stadt einen Zeltplatz gab. Er befand sich am Rande. Dort traf ich auf den nettesten und lustigsten Zeltplatzwart dem ich je begegnet war. Andreas. Er war sofort einverstanden als ich ihn fragte ob ich mein Rad für zwei Tage bei ihm stehen lassen konnte. Ich war erstaunt von den Einrichtungen des Zeltplatzes und dessen Zustand. Nicht mal ein Jahr war alles alt und es sei der beste Zeltplatz im ganzen Land wurde mir stolz erzählt. Es hatte eigentlich nicht mehr viel mit den Einrichtungen eines Zeltplatzes zu tun. Es gab sogar einen Backofen und die Küche selbst sah aus wie in einem Nagel neuen Einfamilien Haus. Hier gefiel es mir und ich wollte unbedingt hier noch eine Nacht verbringen.
Draußen bei den Holzbänken packte ich alles nötige für die zwei Tage in meinen Rucksack. Das Raft auch. Ich ließ mir eine ganze Weile Zeit. Außerdem traf ich noch zwei Radreisende aus Dänemark. Die zwei hatte mit ihren Roadbikes und Gepäck gerade einmal 25 Kilo Pro Rad und Person. Beeindruckend. Ich lag da einiges darüber, hatte aber natürlich viel mehr Ausrüstung und war nicht auf „light weight“ aus.
Andreas war nicht mehr aufzufinden. Ich entschloss mich kurzer Hand mein Rad an der Dachrinne festzubinden. Ich stelle bei jeder Tour fest wie mit der Zeit das Gefühl der Sicherheit dass mir und der Ausrüstung nichts passieren wird immer mehr wächst. Um zwei Uhr nahm ich den Bus zum Flughafen von wo aus der Hubschrauber startete. Bei der Fahrt bekam ich den ersten Eindruck der Landschaft die ich die nächsten Tage erleben durfte. Das Wetter zeigte sich von der besten Seite. Die ganzen Tage über hatte ich fast komplett blauen Himmel. Die paar Wolken waren gut und standen im Kontrast zum blau.
Die Straßen schlängelten sich während der Busfahrt entlang der Fjorde. Stetig bergauf und bergab. Definitiv ein Land um Höhenmeter zu machen. Die ersten Straßen die im Land gebaut wurden führten noch über die Berge. Mittlerweile gab es mehrer Tunnel die durch die Berge führten. Es gab auch Unterseetunnel von denen ich in einem einige Tage später unterwegs war.
Ich genoss einfach die Landschaft, machte keine Bilder und verfolgte dass Geschehen. Im Wasser sah ich immer wieder die großen runden Kreise der Lachszuchtstationen. Erst wenn die Fische 5 Kilo erreicht haben werden sie gefangen.
Im gerade erst neu renovierten Flughafen bezahlte ich mein Ticket auf die Insel. Es kostete 125 Kronen. Nicht ganz 20 Euro. Anschließend wurden wir von einem Sicherheitsbeamten in einem roten Mercedes Bus zur Landebahn gefahren. So ungefähr muss es sein wenn jemand zu seinem Privat Jet gefahren wird. Mit an Board waren eine Schweizerin und eine Frau mit ihrem Sohn von den Färöer Inseln. Dazu die zwei Piloten. Diesmal gab es keine Glaskuppel. Hinter den Piloten gab es zwei Sitzreihen, von dessen äußeren Seiten man eine gute Sicht auf die Landschaft draußen hatte. Erst von hier oben konnte ich die bizarren steil aufragenden Felsen gut erkenne. Manche von ihnen fielen in einem 45 Grad Winkel zum Ocean hin ab.
11 Minuten später landete der Helikopter am Rande von Mykines. In dem Ort leben permanent nur 7 Menschen. Hier scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Die Fassaden sind bunt wie es üblich für die Färöer eben ist. Neben einer schwarzen Fassade kann schon eine blau oder dunkelrot gestrichene sein. Viele Dächer sind mit Gras zur Isolierung gedeckt. Wirklich sehr schön anzuschauen. Am ersten Tag war ich zu nicht mehr viel zu gebrauchen. Ich schaffte es noch zu einer kleinen Wanderung bei der ich unzählige Puffins (Papageientaucher) bei ihren wilden Flugstunden zusah. Ich hatte noch nie so viele auf einmal gesehen. Es müssen hunderte gewesen sein. Es scheint als ob die kleinen Vögel keine Zeit zu verlieren haben wenn sie dort oben mit dem Fisch im Schnabel ihre Runden zogen. Im wahrsten Sinne zogen sie ihre Runden wie ich feststellen konnte als ich einige verfolgte. Leider war meine Kompaktkamera nicht mehr funktionsfähig. Mit dem Standartweitwinkel der Actionkamera konnte ich leider nicht zoomen. Auf der Windausgesetzten Seite hoher Klippen konnte ich noch Gannets (Basstölpel) entdecken. Erst war ich mir nicht ganz sicher denn die letzten die ich sah waren in Neuseeland. Damals nisteten sie auf ebener Fläche. Das sah aus wie Maulwurfshügel. Jetzt hingen sie auf schmalen Felsvorsprüngen in den Klippen. Als ich zurück am Zelt war dass ich am Ortsrand aufschlug, ging früh schlafen.
Am nächsten Morgen saß ich mit drei jungen deutschen in der Küche eines angrenzenden Gästehauses. Wir waren die einzigen. Drei Zimmermänner aus Thorshavn packten ihre Sachen, denn sie fuhren mit dem Boot zurück. In zwei Wochen wurden sie wieder kommen erzählten sie. Nach einem zeitintensiven Frühstück, gestärkt mit Porridge brach ich auf um einen Windgeschützten Küstenabschnitt zu erkunden. Als sich der Helikopter am Vortag näherte konnte ich einige Höhlen und auch einen Wasserfall erkennen der direkt ins Meer stürzte. Das wollte ich mir jetzt alle genauer anschauen.
Als erstes paddelte ich um ein paar Felsen in Richtung des Wasserfalls zu, der am Ende einer Verengung herabstürzte. Er war nicht hoch, vielleicht 5 oder 6 Meter. Es wirkte aber sehr eindrucksvoll. Das Wasser unter mir war sehr klar sodass ich den Grund bzw. die Algen und Steine erkennen konnte. Als ich sehr dicht an dem Wasserfall war erkannte ich dass hinter ihm eine Höhle lag. Ich paddelte weite, direkt auf die Wassermassen zu. Beschleunigte jetzt mehr. Das Wasser prasselte lautstark auf das Raft. Etwas Nass wurde ich auch. War aber gleich darauf im Trockenen. Hinter dem Wasserfall. Die Höhle öffnete sich bald wieder sodass ich frei Sicht nach oben hatte. Nach einigen Metern endete die Schlucht. Wasser formte sie und lies die Decke in der Vergangenheit zum Teil einstürzten.
Ich paddelte noch ein Stück in die andere Richtung. Immer entlang an der Küste einer Halbinsel. Auf keinem Fall wollte ich auf die andere Seite der Insel denn dort war die Strömung viel zu stark. Fischer erzählten mir die dabei waren bis zu 200 Kilo schwere Haie zu fangen dass sie diese Gegend auch meiden. Zwei Strömungen am Kap treffen aufeinander. Von oben, wenn man das ganze von Land betrachtet sieht man das unruhige Wasser.
Als ich entlang der Felsen fuhr war mir gleich klar dass es schwer sein wird eine passende Stelle zu finden um an Land zu gehen. Der Wellengang lies den Wasserstand um bis zu einen Meter sinken. Entweder würde ich auf den Felsen aufsitzen und im schlimmsten Fall das Raft kippen oder ich würde eben gut nass werden. Auf der Suche fand ich weiter Höhlen. Ein Eingang war extrem breit. Ich fuhr hinein. Am Ende sah ich mehrere Seeroben auf den Steinen liegen. Sie bemerkten mich, einige tauchten unter im Wasser, andere verfolgte was geschehen wird. Durch die breite Öffnung der Höhle kam sehr viel Licht herein und lies das Wasser türkis schimmern. Ich sah ebenfalls den Grund unter mir. Bestimmt über 5 Meter tief schätzte ich. Da dass Wasser so klar war konnte ich einige der Tiere sehen die unter meinem Boot durchtauchten. Ich war etwas aufgeregt, denn ich wusste nicht was passieren wird. Da die Tiere aber keine lauten Rufe ausgestoßen haben nahm ich an dass sie sich nicht bedroht fühlten.
Ich hatte eine passende Stelle um an Land zu gehen entdeckt. Ich kletterte über den schwarzen Basalt nachdem ich das Raft mit dem Paddeln in den Felsen verkeilt hatte. Es gab keine Steine oder anderes um es zu beschweren. Anschließend lief ich hoch zum Leuchtturm von wo aus ich noch hunderten weiteren Gannets und Puffins zusah. Die Tiere sind hier noch deutlich scheuer als in Latrabjarg (Island).
Am nächsten Tag lief ich noch für eine Weile auf der nur drei Kilometer langen Insel umher bis der Helikopter mit Zwischenstopp am Flughafen in Thorshavn landete. Der Hubschrauber landete nochmals auf einer noch kleineren Insel und zwei Passagiere stiegen mit an Board. Aus der Vogelperspektive zogen unter uns die schön anzusehenden Inseln hinweg. Alle sahen wild und ursprünglich aus. Wir flogen in einem Bogen über dem Hafengebiet von Thorshavn vorbei. Der Hubschrauber landete fast direkt neben dem Zeltplatz. Als ich dort ankam wurde ich von Andreas begrüßt und mein Rad stand auch noch dort. Ich lernte dort einen Geologen kennen der begeistert war von dem Geschehen in Island unter dem Vatnajökull. Hier auf den Färöer sammelte er Gesteinsproben und kam gerade erst zurück von der südlichsten Insel. Mir gefiel besonders seine Art wie er sich für sein Tun begeisterte. Ständig verfolgte er dass geschehen in Island über das Internet. Er schrieb schon für einige namhafte wissenschaftliche Zeitschriften.
Ich plante meine weitere Route. Vier Tage blieben mir noch. Ich entschied mich mit dem Rad nach Klaksvik, der größten Stadt der nördlichen Inseln zu fahren. Von dort würde ich den Bus zurück zur Hauptstadt nehmen.
Ich war ganze erstaunt hier auch auf die Bonus Kette zu treffen. In jedem größeren Ort gab es einen. Preislich waren sie jedoch um einiges teurer als die in Island. Insgesamt (außer den Helikopterflüge) sind die Färöer das teuerste Land der gesamten Reise. Ich kaufte dort noch mal ein und verließ die Stadt gegen16 Uhr auf der alten Passstraße über die Berge. Der erste Anstieg war ganz schön anstrengend. Ich lies mir Zeit dafür und stellte das Zelt am frühen Abend entfernt von der Straße hinter Felsen auf. Von dort oben hatte ich einen schönen Blick in den Fjord der vor mir lag. In der Ferne konnte ich auch den Pass sehen den es zu überqueren galt. Am nächsten Morgen fuhr ich auf ihn zu. Kaum war ich dort angekommen, lag bereits der nächste Fjord vor mir. Was folgte war eine lange, schnelle und sehr schöne Abfahrt zum Meer. Ich passierte mehrere kleine Orte. Alle waren sehr schön anzuschauen mit ihren bunten Fassaden, alten Holzkirchen und deren zum Teil mit Graß gedeckten Dächer. Ansonsten sah ich Wellblech. Nur sehr selten Ziegeln. In den Häfen die meist Menschenleer waren dümpelten Fischerboote vor sich hin. Immer wieder die Aufzuchtstationen für Lachse in der Ferne. Am Abend stoppte ich und wanderte auf eine Landzunge. Diese stürzten steil ins Wasser ab. Am Vorderen Ende waren der Troll und sein Begleiterin in der Morgensonne zu zwei Felsnadeln erstart. Die Saga berichtet davon dass die beiden als sie in Island nichts mehr zum Essen gefunden hatten auf die Färöer kamen. Sie zogen dabei die Insel in Richtung Island und bemerkten bei ihrem geschäftigen treiben nicht das der Tag anbrach.
Am selben Abend fuhr ich noch mal einen Pass hinauf. Oben war ich am Fuße des höchsten Berg des Landes angekommen. Zuerst wollte ich ihn am nächsten Morgen besteigen, entschied mich aber doch noch dazu die 400 restlichen Höhenmeter am selben Abend noch zu erklimmen. Das Wetter war gut, nur wenige Wolken waren am Himmel zu sehen Der Gipfel mit etwa 850 Meter war nicht Wolkenverhangen. Grund genug um los zu laufen. Eine dreiviertel Stunde später stand ich oben auf dem Plateau des Gipfels. Überall Steinhafen und einen halbrunden Kreis mit Steinen. Mitten drin eine Bank aus Holzstümpfen und Stämme. Eventuell Treibholz. Bei den letzten Höhenmeter erkannte ich bereits dass Wolken aufzogen und die Sicht Zeitweise versperrte. Kurze 360 Grad blicke konnte ich dennoch genießen.
Als ich später abstieg stellte ich kein Zelt auf. Ich schlief im Freien in dem Windfang der Hütte. Der Sonnenuntergang war sehr schön. Der letzte war ja schon eine Weile her.
Am nächsten Morgen bin ich zeitig nach dem Frühstück aufgebrochen. Ich hatte die Abfahrt vor mir. Mit der Action Camera filmte ich die schöne Fahrt bei blauem Himmel. An der nächsten Kreuzung bog ich links ab. Ich fuhr hinab nach Gjov. Bekannt ist der Ort vor allem für seinen Naturhafen. Die Boote bleiben hier nicht im Wasser. Über eine Winde werden sie auf Balken zum Schutz an Land gezogen und mit kleinen Böcken fixiert sodass sie nicht umkippen. Ich schaute mich noch eine Weile im Ort um bis ich gegen Mittag die 400 Höhenmeter wieder hinauffuhr. Anschließend wieder eine rasante Abfahrt auf Meereshöhe. Unten angekommen sah ich ein Wohnmobil der „Seasheapard“ mit französischen Kenzeichen und der Aufschrift „Grind 2014“. Die Menschen setzten sich gegen den Wahlfang im Land ein. Greenpeace und Seasheapard sind äußerst unbeliebt bei der Bevölkerung. Ich wurde auch darauf angesprochen ob ich von Greenpeace sei. Ich hatte dabei aber keine meiner Packtaschen dabei. Auf allen ist die Aufschrift Green Peace vorhanden. Dabei hatte ich mir die Taschen vor gut 5 Jahren nur gekauft da sie im Angebot waren. Eben deutlich günstiger als der Normalpreis eben. Als Reisender muss man schon ab und zu auf das Geld achten. Besonders als Langzeitreisender. Jetzt verstand ich auch warum mich die Menschen manchmal komisch ansahen oder eben auch gar nicht. Jetzt machte das Sinn.
Ich war aber auch noch mal sehr angetan von der Fürsorge der Einheimischen. Ich näherte mich am selben Tag dem Unterseetunnel der zwei Inseln miteinander verbindet.
Ich fuhr auf das Tunnelportal zu als ich einen Geländewagen dort stehen sah. Ein älterer Mann kam auf mich zu und wollte sich nach meinen Lichtquellen am Rad erkundigen. Er sagte es sei viel zu Gefährlich und die Leute würden viel zu schnell fahren. Er wollte mich mit seinem Auto begleiten. Ich sah in dieser Situation keine Gefahr. Nur das Abenteuer einen Unterseetunnel mit dem Rad zu befahren.
Wir fuhren in das gut beleuchtete Tunnel hinein. Gleich darauf fuhren wir Berg ab. Ich konnte gut mit seinem Tempo mithalten. Nach drei Kilometer kam ein kurzes Stück Ebene. Ich war erstaunt in dem Tunnel war es nicht Kalt. Kein Wasser tropfte von der Decke und das Beste war dass es absolut Windstill war. Nur sehr wenige Autos fuhren. Auf der Ebene sah ich die ersten bunten Lichter die hier wirklich Farbe ins Spiel brachten. Sehr gut Gelungen. So etwas habe ich noch nicht gesehen. Anschließend folgte der Anstieg. Die Rückleuchten des Geländewagens wurden immer kleiner bis sie auf einmal standen. Der Fahrer wartete auf mich. Ich wollte im zu verstehen geben dass ich mich sicher fühle und er guten Gewissens weiter fahren kann. Ich bedankte mich herzlichste bei dem Mann und sah wie die Rückleuchten immer kleiner wurden. Sie stoppten diesmal nicht mehr.
Klavsvik war für Färöerische Verhältnisse sehr geschäftig. Ein großer Fischerhafen, etliche Geschäfte und eine große Schule. Menschen liefen umher.
Ich blieb eine Nacht auf dem Zeltplatz etwas außerhalb der Stadt. Dort traf ich einen Polen und zwei Tschechen. Ich erledigte die Wäsche und bereitete mich für den nächsten und letzten Tag auf den Inseln vor.
Mit dem Bus fuhr ich zurück nach Thorshaven. Ich hatte das Vergnügen auf den wohl freundlichsten Busfahrer zu stoßen der mir bis jetzt begegnet ist. Er war sichtlich begeistert dass ich mit dem Fahrrad mitfahren will.
Die letzten Stunden lief ich nochmals durch das verzweigte Straßen- und Gassennetzt der Hauptstadt. Kurz vor dem „Check in“ der Fähre die am Abend um 21 Uhr ablegte, schrieb ich die teuersten Postkarten die ich je verschickt habe. Das Stück mit Versand etwa 3,5 Euro.
Anschließend nach dem Warten fuhr ich ein letztes Mal mit dem Rad die eiserne Rampe der Norröna hinauf. Ich näherte mich immer mehr dem Europäischen Festland. Mir wurde bewusst dass ich die letzten guten vier Monate nur auf Inseln verbrachte.
Eigentlich sollte die Fähre um 10.30 Ablegen. Doch sie legte erst um elf Uhr an. Ich saß vorne am Ufer und blickte in den Fjord. Die Berge zu beiden Seiten über 1000 Meter hoch und mit Schneeresten teils bedeckt. Ich blickte auf die weißen großen Silos in der Ferne als ich auf einmal die weiße Reling des großen Schiffes sah. Drei Stunden später war ich an Board und das Schiff lief aus. Es war 14 Uhr. Essenszeit. Auf Deck fünf saß ich mit einem dänischen Radfahrer der mir von dem traditionellen Gericht erzählte das vor mir auf dem Teller war. Reis, Hackfleischsoße mit Gemüse und Fischburger. Das Gemüse lag bestimmt schon mehrer Monate im Kühlfach, scherzten wir. Fast keine Vitamine mehr vorhanden. Ich war dennoch froh ein solches Essen vor mir stehen zu haben. Die Fischburger waren etwas gewöhnungsbedürftig vom Geschmack, aber auch davon aß ich zwei Stück. Ich muss immer noch schmunzeln wenn ich an eine Reisende denke die meinte sie würde da Eier essen.
Nach dem Essen fuhr das Schiff schon ein paar Minuten. Ich lief also so schnell es ging nach oben, bzw. nahm den Fahrstuhl auf Deck 8. Dort hatte ich die beste Aussicht. Alle Passagiere fanden sich dort ein. Es waren sehr viele unterwegs. Der Himmel strahlte, nur wenige Wolken waren zu sehen. Der Wind wehte aber heftig. Gischt auf den etwa 1,5 Meter hohen Wellen war zu sehen. Als wir den Seydisfjord hinter uns ließen gab es einen spektakulären Blick zurück auf die anderen Fjorde. Von hier aus sah man die schroffen Felsen. Es war Zeit sich zu Verabschieden. Nur bildlich, in Gedanken war ich noch in dem Land in dem ich die letzten 2,5 Monate verbrachte. Seit Neuseeland 2009 war ich nicht mehr so lange in einem Land gewesen.
Die Überfahrt endete für mich auf den Färöer Inseln. 16 Stunden sollte diese Überfahrt dauern. Als ich die Fähre Mitte Juni buchte waren alle Kabinen bereits ausgebucht. Nur noch Couchettes waren frei. Die Dorms der Fähre. Ich traf am Abend noch ein paar Menschen und fand mich auch noch im Tax Free Shop ein. Dort gab es 500 Gram Packungen Haribo für etwa 4 Euro. Ich musste einfach zuschlagen. So billig habe ich den Zucker seit Monaten nicht mehr gesehen. Ich traf auf zwei deutsche die ich schon auf dem Zeltplatz am Ende des schönen Fjords traf. Dort gab es bereits schon interessante Gespräche. Mit einem der beiden führt ich ein sehr tolles Gespräch dass auf jeden fall eines der Besten auf der bisherigen Reise war. Tage später begann ich zu verstehen, und konnte einige für mich offene Fragen beantworten und besser verstehen. Nachts um 2 Uhr verabschiedeten wir uns. Es war eindeutig zu früh um in den zweiten Stock zu meinem Couchett zu gehen. Ich legte mich für zwei Stunden auf ein Sofa in einem Cafe bis mich die Stimme des Lautsprechers weckte.
Um kurz nach 5 Uhr verließ ich das Schiff. Es regnete leicht als ich mit dem Rad auf der großen eisernen Rampe die Fähre hinunter fuhr. Im Ankunft Terminal legte ich mich noch mal bis 8 Uhr hin. Der Tage nach einer Nacht in der ich zu wenig Schlaf finde, ist auf Reisen immer der mühsamste. Man ist zu nichts zu gebrauchen und kommt einfach nicht richtig in die Gänge. Dennoch versuchte ich um kurz nach 8 Uhr bei Atlantic Airlines anzurufen. Ich wollte mir einen Flug mit einem Helikopter buchen. Helikopterflüge sind auf den Färöer extrem günstig. Einar, ein Isländer den ich in Husavik traf erzählte mir davon und machte mich neugierig. Ich hatte bereits schon mal das vergnügen mit einem Hubschrauber zu fliegen. 2008 als ich bei ATA in Australien arbeitete bekam ich einen kostenlosen Flug. Damals saß ich ganz vorne in der Glaskuppel als wir über den Kings Canyon flogen. Ich war gespannt.
Ich konnte mit meinem Handy leider keine Verbindung aufnehmen. So fand ich mich wenige Minuten später bei dem Infocenter ein. Der erste Flug um kurz vor 10 Uhr war bereits ausgebucht. Am Nachmittag war noch etwas frei. Ich sagte zu und musste nur noch nach Vagar kommen. Auf der Insel (Vagar) befindet sich der internationale Flughafen. Es ist auch der einzige im Land. Ich beschloss den Bus zu nehmen und mein Rad in der Hauptstadt Thorshavn zurück zu lasen. Zwei Nächte wollte ich auf der westlichsten Insel Mykines verbringen.
Auf einer Karte sah ich dass es in der 30 000 Einwohner Stadt einen Zeltplatz gab. Er befand sich am Rande. Dort traf ich auf den nettesten und lustigsten Zeltplatzwart dem ich je begegnet war. Andreas. Er war sofort einverstanden als ich ihn fragte ob ich mein Rad für zwei Tage bei ihm stehen lassen konnte. Ich war erstaunt von den Einrichtungen des Zeltplatzes und dessen Zustand. Nicht mal ein Jahr war alles alt und es sei der beste Zeltplatz im ganzen Land wurde mir stolz erzählt. Es hatte eigentlich nicht mehr viel mit den Einrichtungen eines Zeltplatzes zu tun. Es gab sogar einen Backofen und die Küche selbst sah aus wie in einem Nagel neuen Einfamilien Haus. Hier gefiel es mir und ich wollte unbedingt hier noch eine Nacht verbringen.
Draußen bei den Holzbänken packte ich alles nötige für die zwei Tage in meinen Rucksack. Das Raft auch. Ich ließ mir eine ganze Weile Zeit. Außerdem traf ich noch zwei Radreisende aus Dänemark. Die zwei hatte mit ihren Roadbikes und Gepäck gerade einmal 25 Kilo Pro Rad und Person. Beeindruckend. Ich lag da einiges darüber, hatte aber natürlich viel mehr Ausrüstung und war nicht auf „light weight“ aus.
Andreas war nicht mehr aufzufinden. Ich entschloss mich kurzer Hand mein Rad an der Dachrinne festzubinden. Ich stelle bei jeder Tour fest wie mit der Zeit das Gefühl der Sicherheit dass mir und der Ausrüstung nichts passieren wird immer mehr wächst. Um zwei Uhr nahm ich den Bus zum Flughafen von wo aus der Hubschrauber startete. Bei der Fahrt bekam ich den ersten Eindruck der Landschaft die ich die nächsten Tage erleben durfte. Das Wetter zeigte sich von der besten Seite. Die ganzen Tage über hatte ich fast komplett blauen Himmel. Die paar Wolken waren gut und standen im Kontrast zum blau.
Die Straßen schlängelten sich während der Busfahrt entlang der Fjorde. Stetig bergauf und bergab. Definitiv ein Land um Höhenmeter zu machen. Die ersten Straßen die im Land gebaut wurden führten noch über die Berge. Mittlerweile gab es mehrer Tunnel die durch die Berge führten. Es gab auch Unterseetunnel von denen ich in einem einige Tage später unterwegs war.
Ich genoss einfach die Landschaft, machte keine Bilder und verfolgte dass Geschehen. Im Wasser sah ich immer wieder die großen runden Kreise der Lachszuchtstationen. Erst wenn die Fische 5 Kilo erreicht haben werden sie gefangen.
Im gerade erst neu renovierten Flughafen bezahlte ich mein Ticket auf die Insel. Es kostete 125 Kronen. Nicht ganz 20 Euro. Anschließend wurden wir von einem Sicherheitsbeamten in einem roten Mercedes Bus zur Landebahn gefahren. So ungefähr muss es sein wenn jemand zu seinem Privat Jet gefahren wird. Mit an Board waren eine Schweizerin und eine Frau mit ihrem Sohn von den Färöer Inseln. Dazu die zwei Piloten. Diesmal gab es keine Glaskuppel. Hinter den Piloten gab es zwei Sitzreihen, von dessen äußeren Seiten man eine gute Sicht auf die Landschaft draußen hatte. Erst von hier oben konnte ich die bizarren steil aufragenden Felsen gut erkenne. Manche von ihnen fielen in einem 45 Grad Winkel zum Ocean hin ab.
11 Minuten später landete der Helikopter am Rande von Mykines. In dem Ort leben permanent nur 7 Menschen. Hier scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Die Fassaden sind bunt wie es üblich für die Färöer eben ist. Neben einer schwarzen Fassade kann schon eine blau oder dunkelrot gestrichene sein. Viele Dächer sind mit Gras zur Isolierung gedeckt. Wirklich sehr schön anzuschauen. Am ersten Tag war ich zu nicht mehr viel zu gebrauchen. Ich schaffte es noch zu einer kleinen Wanderung bei der ich unzählige Puffins (Papageientaucher) bei ihren wilden Flugstunden zusah. Ich hatte noch nie so viele auf einmal gesehen. Es müssen hunderte gewesen sein. Es scheint als ob die kleinen Vögel keine Zeit zu verlieren haben wenn sie dort oben mit dem Fisch im Schnabel ihre Runden zogen. Im wahrsten Sinne zogen sie ihre Runden wie ich feststellen konnte als ich einige verfolgte. Leider war meine Kompaktkamera nicht mehr funktionsfähig. Mit dem Standartweitwinkel der Actionkamera konnte ich leider nicht zoomen. Auf der Windausgesetzten Seite hoher Klippen konnte ich noch Gannets (Basstölpel) entdecken. Erst war ich mir nicht ganz sicher denn die letzten die ich sah waren in Neuseeland. Damals nisteten sie auf ebener Fläche. Das sah aus wie Maulwurfshügel. Jetzt hingen sie auf schmalen Felsvorsprüngen in den Klippen. Als ich zurück am Zelt war dass ich am Ortsrand aufschlug, ging früh schlafen.
Am nächsten Morgen saß ich mit drei jungen deutschen in der Küche eines angrenzenden Gästehauses. Wir waren die einzigen. Drei Zimmermänner aus Thorshavn packten ihre Sachen, denn sie fuhren mit dem Boot zurück. In zwei Wochen wurden sie wieder kommen erzählten sie. Nach einem zeitintensiven Frühstück, gestärkt mit Porridge brach ich auf um einen Windgeschützten Küstenabschnitt zu erkunden. Als sich der Helikopter am Vortag näherte konnte ich einige Höhlen und auch einen Wasserfall erkennen der direkt ins Meer stürzte. Das wollte ich mir jetzt alle genauer anschauen.
Als erstes paddelte ich um ein paar Felsen in Richtung des Wasserfalls zu, der am Ende einer Verengung herabstürzte. Er war nicht hoch, vielleicht 5 oder 6 Meter. Es wirkte aber sehr eindrucksvoll. Das Wasser unter mir war sehr klar sodass ich den Grund bzw. die Algen und Steine erkennen konnte. Als ich sehr dicht an dem Wasserfall war erkannte ich dass hinter ihm eine Höhle lag. Ich paddelte weite, direkt auf die Wassermassen zu. Beschleunigte jetzt mehr. Das Wasser prasselte lautstark auf das Raft. Etwas Nass wurde ich auch. War aber gleich darauf im Trockenen. Hinter dem Wasserfall. Die Höhle öffnete sich bald wieder sodass ich frei Sicht nach oben hatte. Nach einigen Metern endete die Schlucht. Wasser formte sie und lies die Decke in der Vergangenheit zum Teil einstürzten.
Ich paddelte noch ein Stück in die andere Richtung. Immer entlang an der Küste einer Halbinsel. Auf keinem Fall wollte ich auf die andere Seite der Insel denn dort war die Strömung viel zu stark. Fischer erzählten mir die dabei waren bis zu 200 Kilo schwere Haie zu fangen dass sie diese Gegend auch meiden. Zwei Strömungen am Kap treffen aufeinander. Von oben, wenn man das ganze von Land betrachtet sieht man das unruhige Wasser.
Als ich entlang der Felsen fuhr war mir gleich klar dass es schwer sein wird eine passende Stelle zu finden um an Land zu gehen. Der Wellengang lies den Wasserstand um bis zu einen Meter sinken. Entweder würde ich auf den Felsen aufsitzen und im schlimmsten Fall das Raft kippen oder ich würde eben gut nass werden. Auf der Suche fand ich weiter Höhlen. Ein Eingang war extrem breit. Ich fuhr hinein. Am Ende sah ich mehrere Seeroben auf den Steinen liegen. Sie bemerkten mich, einige tauchten unter im Wasser, andere verfolgte was geschehen wird. Durch die breite Öffnung der Höhle kam sehr viel Licht herein und lies das Wasser türkis schimmern. Ich sah ebenfalls den Grund unter mir. Bestimmt über 5 Meter tief schätzte ich. Da dass Wasser so klar war konnte ich einige der Tiere sehen die unter meinem Boot durchtauchten. Ich war etwas aufgeregt, denn ich wusste nicht was passieren wird. Da die Tiere aber keine lauten Rufe ausgestoßen haben nahm ich an dass sie sich nicht bedroht fühlten.
Ich hatte eine passende Stelle um an Land zu gehen entdeckt. Ich kletterte über den schwarzen Basalt nachdem ich das Raft mit dem Paddeln in den Felsen verkeilt hatte. Es gab keine Steine oder anderes um es zu beschweren. Anschließend lief ich hoch zum Leuchtturm von wo aus ich noch hunderten weiteren Gannets und Puffins zusah. Die Tiere sind hier noch deutlich scheuer als in Latrabjarg (Island).
Am nächsten Tag lief ich noch für eine Weile auf der nur drei Kilometer langen Insel umher bis der Helikopter mit Zwischenstopp am Flughafen in Thorshavn landete. Der Hubschrauber landete nochmals auf einer noch kleineren Insel und zwei Passagiere stiegen mit an Board. Aus der Vogelperspektive zogen unter uns die schön anzusehenden Inseln hinweg. Alle sahen wild und ursprünglich aus. Wir flogen in einem Bogen über dem Hafengebiet von Thorshavn vorbei. Der Hubschrauber landete fast direkt neben dem Zeltplatz. Als ich dort ankam wurde ich von Andreas begrüßt und mein Rad stand auch noch dort. Ich lernte dort einen Geologen kennen der begeistert war von dem Geschehen in Island unter dem Vatnajökull. Hier auf den Färöer sammelte er Gesteinsproben und kam gerade erst zurück von der südlichsten Insel. Mir gefiel besonders seine Art wie er sich für sein Tun begeisterte. Ständig verfolgte er dass geschehen in Island über das Internet. Er schrieb schon für einige namhafte wissenschaftliche Zeitschriften.
Ich plante meine weitere Route. Vier Tage blieben mir noch. Ich entschied mich mit dem Rad nach Klaksvik, der größten Stadt der nördlichen Inseln zu fahren. Von dort würde ich den Bus zurück zur Hauptstadt nehmen.
Ich war ganze erstaunt hier auch auf die Bonus Kette zu treffen. In jedem größeren Ort gab es einen. Preislich waren sie jedoch um einiges teurer als die in Island. Insgesamt (außer den Helikopterflüge) sind die Färöer das teuerste Land der gesamten Reise. Ich kaufte dort noch mal ein und verließ die Stadt gegen16 Uhr auf der alten Passstraße über die Berge. Der erste Anstieg war ganz schön anstrengend. Ich lies mir Zeit dafür und stellte das Zelt am frühen Abend entfernt von der Straße hinter Felsen auf. Von dort oben hatte ich einen schönen Blick in den Fjord der vor mir lag. In der Ferne konnte ich auch den Pass sehen den es zu überqueren galt. Am nächsten Morgen fuhr ich auf ihn zu. Kaum war ich dort angekommen, lag bereits der nächste Fjord vor mir. Was folgte war eine lange, schnelle und sehr schöne Abfahrt zum Meer. Ich passierte mehrere kleine Orte. Alle waren sehr schön anzuschauen mit ihren bunten Fassaden, alten Holzkirchen und deren zum Teil mit Graß gedeckten Dächer. Ansonsten sah ich Wellblech. Nur sehr selten Ziegeln. In den Häfen die meist Menschenleer waren dümpelten Fischerboote vor sich hin. Immer wieder die Aufzuchtstationen für Lachse in der Ferne. Am Abend stoppte ich und wanderte auf eine Landzunge. Diese stürzten steil ins Wasser ab. Am Vorderen Ende waren der Troll und sein Begleiterin in der Morgensonne zu zwei Felsnadeln erstart. Die Saga berichtet davon dass die beiden als sie in Island nichts mehr zum Essen gefunden hatten auf die Färöer kamen. Sie zogen dabei die Insel in Richtung Island und bemerkten bei ihrem geschäftigen treiben nicht das der Tag anbrach.
Am selben Abend fuhr ich noch mal einen Pass hinauf. Oben war ich am Fuße des höchsten Berg des Landes angekommen. Zuerst wollte ich ihn am nächsten Morgen besteigen, entschied mich aber doch noch dazu die 400 restlichen Höhenmeter am selben Abend noch zu erklimmen. Das Wetter war gut, nur wenige Wolken waren am Himmel zu sehen Der Gipfel mit etwa 850 Meter war nicht Wolkenverhangen. Grund genug um los zu laufen. Eine dreiviertel Stunde später stand ich oben auf dem Plateau des Gipfels. Überall Steinhafen und einen halbrunden Kreis mit Steinen. Mitten drin eine Bank aus Holzstümpfen und Stämme. Eventuell Treibholz. Bei den letzten Höhenmeter erkannte ich bereits dass Wolken aufzogen und die Sicht Zeitweise versperrte. Kurze 360 Grad blicke konnte ich dennoch genießen.
Als ich später abstieg stellte ich kein Zelt auf. Ich schlief im Freien in dem Windfang der Hütte. Der Sonnenuntergang war sehr schön. Der letzte war ja schon eine Weile her.
Am nächsten Morgen bin ich zeitig nach dem Frühstück aufgebrochen. Ich hatte die Abfahrt vor mir. Mit der Action Camera filmte ich die schöne Fahrt bei blauem Himmel. An der nächsten Kreuzung bog ich links ab. Ich fuhr hinab nach Gjov. Bekannt ist der Ort vor allem für seinen Naturhafen. Die Boote bleiben hier nicht im Wasser. Über eine Winde werden sie auf Balken zum Schutz an Land gezogen und mit kleinen Böcken fixiert sodass sie nicht umkippen. Ich schaute mich noch eine Weile im Ort um bis ich gegen Mittag die 400 Höhenmeter wieder hinauffuhr. Anschließend wieder eine rasante Abfahrt auf Meereshöhe. Unten angekommen sah ich ein Wohnmobil der „Seasheapard“ mit französischen Kenzeichen und der Aufschrift „Grind 2014“. Die Menschen setzten sich gegen den Wahlfang im Land ein. Greenpeace und Seasheapard sind äußerst unbeliebt bei der Bevölkerung. Ich wurde auch darauf angesprochen ob ich von Greenpeace sei. Ich hatte dabei aber keine meiner Packtaschen dabei. Auf allen ist die Aufschrift Green Peace vorhanden. Dabei hatte ich mir die Taschen vor gut 5 Jahren nur gekauft da sie im Angebot waren. Eben deutlich günstiger als der Normalpreis eben. Als Reisender muss man schon ab und zu auf das Geld achten. Besonders als Langzeitreisender. Jetzt verstand ich auch warum mich die Menschen manchmal komisch ansahen oder eben auch gar nicht. Jetzt machte das Sinn.
Ich war aber auch noch mal sehr angetan von der Fürsorge der Einheimischen. Ich näherte mich am selben Tag dem Unterseetunnel der zwei Inseln miteinander verbindet.
Ich fuhr auf das Tunnelportal zu als ich einen Geländewagen dort stehen sah. Ein älterer Mann kam auf mich zu und wollte sich nach meinen Lichtquellen am Rad erkundigen. Er sagte es sei viel zu Gefährlich und die Leute würden viel zu schnell fahren. Er wollte mich mit seinem Auto begleiten. Ich sah in dieser Situation keine Gefahr. Nur das Abenteuer einen Unterseetunnel mit dem Rad zu befahren.
Wir fuhren in das gut beleuchtete Tunnel hinein. Gleich darauf fuhren wir Berg ab. Ich konnte gut mit seinem Tempo mithalten. Nach drei Kilometer kam ein kurzes Stück Ebene. Ich war erstaunt in dem Tunnel war es nicht Kalt. Kein Wasser tropfte von der Decke und das Beste war dass es absolut Windstill war. Nur sehr wenige Autos fuhren. Auf der Ebene sah ich die ersten bunten Lichter die hier wirklich Farbe ins Spiel brachten. Sehr gut Gelungen. So etwas habe ich noch nicht gesehen. Anschließend folgte der Anstieg. Die Rückleuchten des Geländewagens wurden immer kleiner bis sie auf einmal standen. Der Fahrer wartete auf mich. Ich wollte im zu verstehen geben dass ich mich sicher fühle und er guten Gewissens weiter fahren kann. Ich bedankte mich herzlichste bei dem Mann und sah wie die Rückleuchten immer kleiner wurden. Sie stoppten diesmal nicht mehr.
Klavsvik war für Färöerische Verhältnisse sehr geschäftig. Ein großer Fischerhafen, etliche Geschäfte und eine große Schule. Menschen liefen umher.
Ich blieb eine Nacht auf dem Zeltplatz etwas außerhalb der Stadt. Dort traf ich einen Polen und zwei Tschechen. Ich erledigte die Wäsche und bereitete mich für den nächsten und letzten Tag auf den Inseln vor.
Mit dem Bus fuhr ich zurück nach Thorshaven. Ich hatte das Vergnügen auf den wohl freundlichsten Busfahrer zu stoßen der mir bis jetzt begegnet ist. Er war sichtlich begeistert dass ich mit dem Fahrrad mitfahren will.
Die letzten Stunden lief ich nochmals durch das verzweigte Straßen- und Gassennetzt der Hauptstadt. Kurz vor dem „Check in“ der Fähre die am Abend um 21 Uhr ablegte, schrieb ich die teuersten Postkarten die ich je verschickt habe. Das Stück mit Versand etwa 3,5 Euro.
Anschließend nach dem Warten fuhr ich ein letztes Mal mit dem Rad die eiserne Rampe der Norröna hinauf. Ich näherte mich immer mehr dem Europäischen Festland. Mir wurde bewusst dass ich die letzten guten vier Monate nur auf Inseln verbrachte.
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