In den letzten Jahren habe ich immer wieder viel Zeit am Bodensee verbracht. Auf der deutschen Seite meistens zum Radfahren und ein paar Monate war ich übers Wochenende in Konstanz. Meine Schwester Sina wohnt nicht weit von Überlingen entfernt und zwei Sommer lang habe ich in Steinach auf der schweizer Seite nur wenige hundert Meter vom See gewohnt. Das erste Jahr in einer WG, das zweite in einer Pension mit anderen Arbeitern mit gemeinschafts- Bad und gemeinschafts- elektro- Kochplatte. In der Jugend sind wir für einige Jahre mit unseren Eltern auf die Insel Reichenau zum Zelten gefahren. Damals war der Platz Sandseele noch nicht so ausgebaut wie heute. Einiges hat sich getan und verändert.
Im Sommer strömen die Touristen in Massen zum See und in die Städte. Im Winter kommt der Nebel. Manchmal ist dieser so dicht dass man nicht einmal das Wasser vor einem erkennen kann obwohl man nur wenige Zentimeter davor steht. Schön ist es auch im Alpstein und dahinter. Beim Walensee mit den Zacken der Churfirsten. Oder den Blick vom Pfänder aus. An klaren Tagen wenn die Therme es zulässt, reicht der Blick bis nach Konstanz.
Beim meinem Aufbruch am 3. November bei Sina und Max war es frisch. Es sollte der letzte Start nach einem längeren Aufenthalt dieser Reise werden. Oben auf dem Berg schien die Sonne. Blauer Himmel über mir. (Noch) kein Nebel war zu sehen.
Ich habe immer sehr viel Freude dabei die Serpentinen hinunter nach Ludwigshafen zu fahren. Bereits vor der ersten Kurve als ich den Laubwald erreichte zog erneut dichter Nebel auf. Er blieb stetiger Begleiter an diesem Tag. Mal weniger Mal mehr. Ich fuhr bis nach Meersburg und nahm von dort die Fähre nach Konstanz-Staat. Auch zu Winterzeiten verkehren die Autofähren alle 30 Minuten. Außer mir waren noch zwei weitere Radfahrer an Board die ich bei Unteruhldingen überholte. Die beiden waren mit ihren E Bikes zu einer Tagestour aufgebrochen. Das Schiff war ein sehr modernes, es machte den Eindruck noch nicht lange im Einsatz gewesen zu sein. Zumindest glaubte ich das. In dem Aufenthaltsraum, der beheizt war standen mehrer Stühle und Tische. Fahrgäste saßen vereinzelt an den Tischen, hörten Musik oder unterhielten sich leise. Ich überflog einzelne Artikel der süddeutschen Zeitung. Rechts neben mir unterhielten sich zwei Jugendliche. Sie waren vielleicht 15 Jahre alt. Die beiden unterhielten sich über Server und auf welche Art und Weise diese für die Datenspeicherung genutzt werden sollen. Außerdem fiel immer wieder das Wort Smartphone. Es ging um das neue I Phone 6, deren Stabilität und die eigentliche Stärken aber auch dessen Schwächen.
Ich musste wieder an Berlin denken als ich mit dem Bus auf dem Kurfürstendamm fuhr. Nur wenige Halestellen zuvor bin ich in Grunewald zugestiegen. Als erstes passierte der Bus die vielen teuren Boutiquen. Anschließend das Apple Gebäude. Bereits zwei Tage vor dem offiziellen Verkauf des neuen „super Mobiltelefons“ verbrachten einige Menschen die Nächte vor den Türen. Auf den Bürgersteigen waren Zäune als Barrieren aufgestellt und Sicherheitsleute behielten den Überblick. Die Menschen standen an um zu den ersten zu gehören die dass I Phone 6 in den Händen hatten und dessen Display streicheln konnten.
Ich glaube für sehr viele Menschen sind solche und andere materielle Gegenstände wie ein Symbolstand. Viele Menschen brauchen das um sich bestätigt zu fühlen, vielleicht auch um dazu zu gehören,
Für mich ist das in Ordnung, auch wenn ich es jetzt nicht mehr ganz nachvollziehen kann. Diesbezüglich hat sich meine Ansicht in den letzten Jahren geändert. Denn vor einigen Jahren hatten materielle Dinge in meinem Leben einen deutlich höheren Stellenwert als jetzt. Ich glaube auch das Technik und deren rasanter Vorschritt bestimmt nützlich sein kann, wenn man es eben nicht missbraucht, was jedoch sehr oft der Fall ist.
Zur jetzigen Zeit Leben wir in einer Konsumwelt. Die Menschheit konsumiert wie nie zuvor.
Immer wenn ich für längere Zeit unterwegs bin nehme ich das Geschehen um mich herum viel intensiver war. Dabei fallen mir solche Dinge sehr bewusst auf. Noch bewusster als im Alltag.
Bei der Ankunft in Staat sah es draußen schon etwas freundlicher und angenehmer aus. Vereinzelt hat sich der Nebel verzogen und vereinzelt kam blauer Himmel zum Vorschein. Die Sonne schien. Ich fuhr entlang der Hafenpromenade in Richtung schweizer Grenze. Ich passierte den Bahnübergang und fuhr am Rande von Kreuzlingen um gleich darauf wieder ein Stück durch Konstanz zu fahren. Beim Schänzle schaukelten nur noch wenige kleine Segelboote im Wasser. Die meisten wurden schon aus dem Wasser genommen. Auf dem letzten Teilstück bis Stein am Rhein blickte ich immer wieder zurück auf den See. Ich habe keine Ahnung wie oft ich hier schon entlang gefahren bin. Es müssen bestimmt um die 15 Mal gewesen sein. Vielleicht auch öfters. Stein am Rhein ist eine der schönsten Kleinstädte am See mit ihren Fachwerkfassaden und den Gemälden. Im Sommer ist die Innenstadt meist voll von Menschen.
Vor Zwei Jahren zum Ende der“ Erlebnistour 2012“ bin ich ebenfalls dem Rhein ab Stein am Rhein bis Basel gefolgt. Auch von anderen Touren kannte ich diesen Abschnitt gut. Manche Teilstücke konnten ich mit Begegnungen, Ereignisse oder bekannte Sehenswürdigkeiten verbinden.
Nach einem Bauernhof direkt am Rhein fand ich am frühen Abend meinen Nachtplatz auf einem großen Gelände eines Boots- oder Ruderverein. Es gab zwei nebeneinander stehende überdachte Unterstände. Der eine war voll mit Holz, der andere fast leer. Im zweiten standen nur ein paar Spaltklötze zum Holz hacken. Über zwei dieser Klötze legte ich ein Brett und hatte somit meinen letzten Nachtplatz im freien auf dieser Tour. Ich breitete die Thermarest und den Schlafsack darauf aus.
Ich hatte die Essensreste von unserer Zeit in Österreich mitgenommen. Kaffee, Suppen Milchpulver und Haferflocken. Nach dem Essen setze ich Wasser für einen Kaffee auf. Dabei zog sehr rasch der Nebel über dem See auf, der sich am Nachmittag größten Teils verzogen hatte. Ein Mann lief mit seiner Kamera und großem Teleobjektiv am Ufer entlang, Er fotografierte Vögel. Bereits um kurz vor sechs Uhr lag ich im Schlafsack und fing an zu lesen.
Die geplante Etappe sollte mich am nächsten Morgen weiter nach Waldshut Tiengen führen. Da ich etwas unsicher war ob ich es bis zum Abend nach Neustadt schaffen würde, änderte ich die geplante Route und fuhr nur bis nach Schaffhausen. In der Altstadt tönte es von allen Seiten schweizerdeutsch. Lange hatte ich diese Sprache schon nicht mehr gehört. Das letzte Mal als ich mit einem Speedboat in der Bucht von Aloavik auf Hornstrandir abgeholt wurde. Ich schob das Rad über den Markt als ich von einem netten Mann angesprochen wurde. Er fragte ob ich Zeit für eine Umfrage habe. Sehr gerne teilte ich im mit. Als er jedoch bemerkte dass ich deutscher bin meinte er ganz höflich dass diese Umfrage nur für Schweizer Bürger bestimmt sei. Ich bedankte mich recht herzlich und wünschte dem Mann einen schönen Tag. Dabei ging mir mit einem Lächeln der Gedanke durch den Kopf, dass es sich bei der Umfrage um eventuelle Fragen zu Deutschland handeln könnte. Wie war das noch mal mit den Vorurteilen gewesen? Wer weiß das schon. Sag niemals nie. Wurde mir gesagt.
Auf dem Markt herrschte reges Treiben, Die Passanten kauften frisches Gemüse, Obst Blumen, Wurst und Käse. Bergkäse vom Hof oder der Alm ist besonders gut. Als ich ein knappes Jahr im Berner Oberland verbrachte kaufte ich den Käse direkt auf dem Hof. 18 Franken kostete das Kilo. Ich lief damals der Verkäuferin hinterher. Durch die Garage kamen wir in einen weiteren Raum. Auf den Holzregalen waren die großen Käseleiber gelagert. Ab und zu wurden sie noch gesalzen und gewendet. Meist kaufte ich von dem einjährig gereiften. Der zwei jährige war schon etwas fester. Ein Hartkäse der gut für Pastagerichte war.
Der Weg führte mich hinter dem Bahnhof immer weiter bergauf. Zu Beginn durch ein sanft ansteigendes Tal. Bei Merishausen bog ich von der Teerstraße ab und fuhr auf Waldwegen die deutlich Steiler waren stetig bergauf. Um mich auf den nicht ausgeschilderten Forststraßen zu Recht zu finden schaute ich immer wieder auf das GPS des Handys. Eines der wenigen male bei denen ich Gebrauch von der Technik machte. Der Vorteil bestand darin dass ich vermiet am Ende eines Waldweges zu stehen der entweder nicht weiter oder wieder bergab führte. Der Nachteil war das ich sehr stark auf das Gerät fixiert war und die Landschaft um mich herum anders vielleicht auch weniger wahr nahm als ohne die Technik. Ich wollte hoch hinaus.
Nach etlichen Hunderten Höhenmeter hatte ich einen unglaublich schönen Blick zurück in Richtung des Jura und den Alpen. In den Tälern hing der Nebel und manche Berge die höher als die Nebelgrenze waren schauten wie kleine Inselchen aus. Weit am Horizont erkannte ich die markanten Zacken der Kurfirsten. Kurz bevor ich auf der Höhe Randen ankam stoppte ich beim Feldbergblick. Das Wetter war zu schlecht um den höchsten Berg im Schwarzwald am Horizont zu auszumachen. Direkt vor mir lag der Fuß des südlichen Schwarzwaldes. Über Blumberg fuhr ich Richtung der Wutachschlucht. Noch mal lag ein Anstieg vor mir. Die letzten Kilometer bis Neustadt fuhr ich auf Feldwegen und offiziellen Radwegen.
Hoch oben über Neustadt steht das große Gebäude der Jugendherberge auf dem Rudenberg. Eine ganz gewöhnliche etwas in die Jahre gekommene Herberge die ich noch von der Zeit her kannte als ich mit dem Mountainbike für zwei Tage dem Westweg folgte. Ich blieb dort zwei Nächte lang. Eigentlich nur aus dem Grund da es nach dem Tag nach meiner Ankunft den ganzen Tag regnete. Unter keinen Umständen wollte ich an meinem letzten Radtag dieser Reise im Regen fahren. Stattdessen nutzte ich die Schwarzwald KONUS Gästekarte und fuhr mit dem Zug nach Freiburg. Ich hatte Glück, denn für den Folgetag kündigte die Bahn Streiks ab 3 Uhr morgens an. Die Studentenstatt Freiburg kenne ich bereits gut. Früher wurden die nötigen Großeinkäufe dort getätigt. Außerdem wohnt mein Bruder bereits schon etliche Jahre in und um Freiburg. Mal dort Mal hier.
Ich stöberte in den Regalen diverser Buchläden, schaute im Landkartenhaus vorbei, ging in der Markthalle essen (nicht zum guten Thailänder „Thai leaf“) und schlenderte durch die Straßen und Gassen. Abends ging ich ins Kino Friedrichsbau. Gegen 22 Uhr kehrte ich zurück in die Herberge und war der einzigste Gast. Am Morgen bevor ich die Herberge verlassen hatte war die Schulklasse und eine Gruppe die ein FSJ absolvierten ausgecheckt. Auch das Personal hatte um 22 Uhr Feierabend. Ich hatte sturmfrei. Das hatte ich noch in keinem Hostel oder Herberge erlebt.
Der nächste Morgen war ein besonderer. An diesem Tag sollte die Reise zu Ende gehen. Sieben Monate und eine Woche war ich bereits unterwegs. Es ist sehr komisch den ich war jeden Tag davon unterwegs gewesen. Nach jedem Aufstehen ging die Reise weiter. Es gab einen neuen Ort, einen neuen Platz zu erreichen. Jetzt war die Zeit gekommen den letzte Platz bzw. Ort zu erreichen. Danach gab es kein Neues Ziel mehr das ich auf dieser Reise erfahren, erwandern oder erpaddeln konnte. Es schien für einen Moment als ob ich stehen bleiben würde. Ein komisches, merkwürdiges Gefühl. Nicht angenehm aber dennoch real.
Parallel zur Bundesstraße fuhr ich nach Titisee. Kurz vor dem Bahnhof passierte ich die Glasfassade des „Badeparadies Schwarzwald“. Am Vortag spielte ich mit dem Gedanken den Regentag hier statt in Freiburg zu verbringen. Zwischen Rotlichtliegen, verschiedenen relaxing Angebote und der Palmenoase mit 180 Palmen kann man dort die Seele baumeln lassen. Ich entschied mich dagegen. Ich hatte mehr Lust nach Freiburg zu fahren.
Am Titisee sah ich nur ein asiatischer Tourist der mir aufgefallen war. Er telefonierte von der Telefonzelle gegenüber dem See. Im Vergleich zur Sommerzeit wirkte der Ort wie ausgestorben. Nur ein paar Anwohner liefen umher, kauften ein oder stellten Waren in Körbe vor ihre Geschäfte.
Es war absolut windstill. Die Wasseroberfläche des Sees spiegelglatt. Der Bootsanlegesteg mit den Fahnenmasten Spiegelten sich im Wasser. Über den Bäumen hingen dichte Wolken. Der Himmel über dem See war wolkenfrei. Die Sonne schien. Ich lief entlang am steinigen Ufer. Die Enten verharrten dabei in ihrer ruhenden Position, behielten mich aber stetig im Blick. Offensichtlich waren sie die Nähe der Menschen gewohnt.
Für ein Stück folgte ich der Bundesstraße in Richtung Freiburg. Bei Hinterzarten bog ich auf die B500 in Richtung Triberg ab. Ein Anstieg führte hinauf zum Thurner. Auf über 1000 Meter passierte ich die Schneegrenze. Auf den Tannen und Wiesen lagen zwischen zwei und fünf Zentimeter. Nachdem ich den Thurner verlassen hatte sah ich immer wieder die rote Raute. Die Markierung des Westwegs der hier ab und zu die Straßenseite wechselte um darauf wieder im Wald oder auf Wiesenflächen zu verschwinden. Anfang 2014 bin ich ihn zusammen mit einem Mountainbiker gefahren. An viele Abschnitte konnte ich mich gut erinnern. Gegen Mittag kam ich in Furtwangen an und entschied mich hier weiter auf der Bundesstraße nach Triberg zu fahren. Von dort ab sollten mich nur noch Tiefenmeter und einige ebene Abschnitte erwarten. Oberhalb von Schonach hielt ich bei dem Eingang mit dem Torbogen der zu den höchsten Wasserfällen von Deutschland führte. Die Abfahrt bis nach Triberg war besonders schön. Sehr steil und viele Kurven mit Serpentinen. In Triberg stoppte ich ein letztes Mal für einen wärmenden Capuccino und einen Streusel. Bei der Ankunft vor der Bäckerei hatte ich eisige Hände. Mittlerweile wurde ich stetig etwas unruhiger. All das um mich herum war mir sehr vertraut, mir wurde immer bewusster dass die Reise sehr bald zu Ende sein wird. Nur noch wenige Kilometer. Das ist ein sehr komisches Gefühl dass ich die letzten sechs Jahre nur vier Mal erlebte und dass nur für eine sehr kurze Zeit. Dein Geist und dein Körper sind abwesend, nicht im jetzt. Alle möglichen Gedanken und Gefühle durchströmen den Körper. Einzelne Erlebnisse der vergangenen Monate laufen wie ein Film ab, manchmal chronologisch, dann wieder durcheinander. Was wird einen erwarten, was wirst du tun, was ist geschehen und was hat sich verändert. Wie hast du dich verändert. Da kommen unglaublich viele Geschehnisse und Ereignisse auf einen hinzu.
Zu Beginn der Reise fragte ich mich, gibt es einen passenden Zeitpunkt um auf eine Reise aufzubrechen? Jetzt frage ich mich: ist jetzt etwa der richtige Zeitpunkt um diese Reise zu beenden. Der Mensch selbst treibt einen zu solchen Fragen und Ideen. Ich glaube dass es zu allen Geschehnissen keinen richtigen Zeitpunkt gibt. Es geschieht einfach.
Manche nennen das Schicksal. Wer an Schicksal glaubt hat eventuell keinen Einfluss Dinge zu ändern bzw. zu verändern.
Als ich die Straße bei meinen Eltern hoch fuhr war ich fokussiert auf das Ende der Reise, nahm aber um mich herum so gut wie nichts wahr. Etliche Kilometer zuvor dachte ich dass ich ganz ohne Aufregung die Reise beenden würde. Ist ja nicht die erste, dachte ich. Ich täuschte mich, innerlich tobte der Bär. Äußerlich blieb ich ruhig, öffnete die Haustüre des Mehrfamilienhauses indem meine Eltern wohnen, nahm die Paktaschen von den Trägern und lief zweimal bis zur zweiten Etage. Dann war alles oben. Es war das normalste das ich tun konnte. Was ich seit dem Aufbruch in Reykjavik jeden Tag tat. Beim Öffnen der Wohnungstüre kam mir Arco (unser Hund seit 10 Jahren) entgegen. Er freute sich sehr mich zu sehen. Kurz darauf kam Mama um die Ecke aus dem Kaminzimmer und umarmte mich. Die innere Spannung löste sich in den folgenden Tagen langsam. Die Nordlandtour 2014 war zu Ende gegangen.
Seit der Ankunft in Hornberg sind sechs Wochen vergangen. Es gab viele Abende an denen ich schreiben wollte, an denen ich gute Ideen hatte. Vielleicht war ich noch nicht so weit. Erst fünf Wochen später fing ich tatsächlich an. Während dieser Zeit habe ich gemerkt wie ich manches zu verstehen begann, Es waren kleinere Bruchstücke, die sich manchmal wie ein Puzzle zusammen fügten. Lücken wurden geschlossen und Vorurteile stellten sich wieder als falsch aber auch als richtig heraus. Die Reise geht weiter.
Die Dinge sind mir selbst zu persönlich um sie hier im Detail zu erwähnen. Ich glaube das würde jedem an meiner Stelle selbst so gehen. Dem einen etwas mehr dem anderen etwas weniger.
In den letzten sechs Jahren habe ich vier größere Reisen unternommen. Die Längste eineinhalb Jahre, die kürzeste zwei Monate. Diesmal war ich sieben Monate und eine Woche unterwegs. Wie bei der letzten Tour „Erlebnistour 2012“ bin ich auf unterschiedlichste Arten und Möglichkeiten unterwegs gewesen. Dennoch waren die Reisen unterschiedlicher wie sie nicht hätten sein können. Allein schon das Wetter und die Temperaturen. Ich habe verschiedene Arten des Vorwärtskommens miteinander Kombiniert. Eine Kombination aus zu Fuß, per Anhalter, mit dem Fahrrad und mit dem Packraft. Vielleicht verrückt aber dennoch Sinnvoll!
Eine schöne Kombination wie ich finde da jede Art seine eigenen Vor- und Nachteile mit sich bringt. Für viele ist diese Art zu Reisen ungewöhnlich. Für mich war sie bei diesen Touren sehr wichtig. Ich konnte vieles dabei erfahren und lernen.
Am Ende einer Reise folgt immer ein Neuanfang, eine Eingliederung in den arbeitsreichen Alltag gehört immer mit dazu. Manche beginnen eine neue Stelle in ihrem selben Beruf den sie vor Beginn der Reise ausübten. Andere starten eine ganz neue Tätigkeit.
Schon in den letzten Wochen habe ich mir diesbezüglich Gedanken gemacht. Mir war bewusst dass meine Chancen auf Arbeit in meinem erlernten Beruf als Maler und Lackierer in der Schweiz nicht gut stehen würden. Der Winter stand vor der Tür. Die letzten Jahre habe ich dort immer wieder mein Geld verdient. Meist vom Frühjahr bis in den späten Herbst aber auch schon bis in den Dezember hinein. Eventuell hätte ich Chancen gehabt etwas in den Skigebieten zu finden. Umso länger ich darüber nachdachte desto weniger war ich davon begeistert. Bei den Saison Jobs arbeitet man meist mehrer Tage am Stück. Dabei mehr als 8 Stunden am Tag. Gefolgt von wenigen Tagen Auszeit. Das wäre mir zu Beginn einfach zu viel. Viele Menschen unterschätzen sehr was alles nach einer solchen Reise auf einen zukommt. Reisen ist anstrengend, auch für die Seele.
Erst war es nur ein alberner Gedanke von mir gewesen. Aber umso länger ich darüber nachdachte, desto mehr Sinn sah ich in meinem Vorhaben. Ich spielte mit dem Gedanken für einen begrenzten Zeitraum bei der Firma bei der ich vor 12 Jahren meine Ausbildung begonnen hatte anzufragen. Erst einmal war ich erstaunt dass ich ernsthaft darüber nachdachte und diesen Schritt wirklich bereit war zu gehen. Ich wollte mir nach der Ankunft bei meinen Eltern nochmals etwas Zeit lassen um die Sache zu überdenken. Vier Tage später saß ich meinem ehemaligen Chef gegenüber und bekam sofort eine Zusage obwohl ich erwähnte dass ich nur bis Ende März bleiben würde. Bis dorthin werde ich einige Stunden im Monat arbeiten und die meiste Zeit ab Januar mit dem Zusammenstellen des neune Vortrags verbringen. Im März sind mehrer Termine im Kinzigtal und der näheren Umgebung geplant.
Ein Ort weiter werde ich bei meiner Oma im Haus wohnen. Im untersten Stock habe ich eine kleine Wohnung. Das schönste an der Wohnung ist der Dielenboden. Er knarrt sogar an manchen Stellen. Sehr schön finde ich auch den großen Raum. Einst waren es zwei Räume gewesen, doch nachdem eine Wand herausgerissen wurde blieb das Fachwerk stehen. Das Schlafzimmer hat einen Erker.
Unter der Woche stehen meistens viele Sachen an die zu erledigen sind. Die Abenteuer finden meist am Sonntag statt. Gleich am ersten Wochenende hatte ich Glück. Es hatte zwei Tage lang geregnet und die Gutach führte genug Wasser um raften zu gehen. Bei ausreichendem ´Wasserstand sind viele Steine und Felsen unter den Wassermassen verschwunden. Dort entstehen dann mehrer Walzen und Kaskaden. Zwei dieser Kaskaden bin ich an diesem Wochenende das erste Mal gefahren. Am zweiten Wochenende waren wir in den Vogesen am Odilienberg und sind einige der schönen Trails dort gefahren. An diesem Tag hing der Nebel dicht in der Rheinebene. Von dem 800 Meter hoch gelegenen Ordilienberg sahen wir über das Nebelmeer über die Rheinebene hinweg in Richtung Schwarzwald. Die dunkle Silhouette wirkte wie Berge die aus dem Meer ragten.
Auch hier bei uns in Hornberg gibt es super Trails die mit dem Enduro (Mountainbike) super zu fahren sind und viel Spaß machen. Einer dieser Trails wird auf der Homepage von Red Bull beschrieben. Es gibt aber schönere Anfahrtsmöglichkeiten wie die die auf der Internetseite beschrieben sind. Manchmal ist es eben doch gut wenn man Einheimische kennt oder selbst einer ist.
Abends verbringe ich viel Zeit mit lesen und recherchieren. Zurzeit nicht mehr im Daunenschlafsack, dafür aber mit der schönen angenehmen Wärme vom Kachelofen.
Nun ja seit sechs Jahren bin ich jetzt schon mehr oder weniger am Stück unterwegs. Arbeiten, Geld verdienen und wieder auf Reisen gehen. Vielleicht ist es Rastlosigkeit die sich in den letzten Jahren entwickelt hat. Bestimmt aber auch die Freude um etwas Neues zu entdecken. Manche nennen solch eine Reise einen selbst- Findungs-Trip. Sind wir nicht alle auf der Suche nach uns selbst, hinterfragen wir uns etwa nur dann wenn wir in ein anderes Land reisen, etwas anderes sehen und vergleichen oder auch wenn wir unserem gewohnten Tun im so genannten Alltag nachgehen? Ich glaube nicht. Versuchen zu verstehen tun wir alle. Die Frage ist nur wie weit wir hierfür bereit sind zugehen. Die Art und Weise wie ich Menschen auf meinen Reisen begegne ermöglicht mir gewisse Einsichten und Gespräche die mich zu dieser Ansicht führt.
Menschen die mich kennen fragen mich wo ich denn als nächstes hingehen werde. Es gibt auch die Frage ob ich jetzt hier bleiben werde. Eine Familie gründen würde. Ich glaube für mich persönlich wäre es eine Illusion zu sagen ich werde nicht mehr auf Reisen gehen. Der Zeitpunkt ist jedoch hier noch zu früh um sich festzulegen, dass muss sich wie alles andere im Leben auch erst entwickeln. Dennoch bin ich am lesen von Büchern zu Indonesien. Von den Solor und Alor Inseln bis zur überbevölkerten Insel Java und Sumatra. Ein Traum währe auch mit der legendären Transsibirischen Eisenbahn zu fahren. Von Ost nach West sollen die Tickets billiger sein.
Immer wieder blättere ich in dem Fahrrad Weltführer zwischen den GUS Staaten, Pakistan und China umher. Ein Traum für jeden Radfahrer. Einmal nach China zu fahren. Die Idee habe ich schon ein paar Jahre und noch viele weiteren. Jetzt aber erstmal zurück auf Neuanfang, Geld verdienen, Reise Revue passieren lassen, abwägen und sammeln. Kommt Zeit kommt Rat. Sicher, ich werde wieder Reisen.
ich möchte mich an dieser Stelle bei allen bedanken die sich die letzten Monate Zeit genommen haben meine Reise zu verfolgen. Obwohl du nicht dabei warst konntest du das ein oder andere von mir Erlebte mit nachempfinden und in deinen eigenen Erinnerungen und Momenten verharren. Danke Dir!!
Ein ganz besonderer Dank gilt an Uwe Fleischhauer und Steffen Stöckle von Fram Bikes aus Hausach, die sich (besonders Steffen) ziemlich dafür ins Zeug gelegt haben das dass Rad per Spedition nach Reyjavik gelangt. Rundum war ich sehr zufrieden mit ihrer Unterstützung ein für mich passendes Rad für die „Nordlandtour 2014“ zusammen zu stellen. Mit dem Rad hatte ich die ganze Zeit über keine Schwierigkeiten, keine Speichenbrüche und auch keine Reifenpanne (5500 Kilometer, Schwarzwaldluft nach Island und wieder zurück!!). Bei der Schaltung war ich sehr froh darüber dass wir Sram verwendet haben. Ein ganz anderes und wie ich finde schöneres Schaltgefühl als Shimano. Auch die großen 180 Bremsscheiben hatten eine gute Standfestigkeit auf den zum Teil langen und auch steilen Abfahrten in Island bewiesen. Dies sagt mir dass wir bei den Komponenten die richtige Wahl getroffen haben. Ein Rad das auf langlebige Robustheit ausgelegt wurde. Um ehrlich zu sein ist mir das 29 Zoll Rad von Surley sehr ans Herz gewachsen.
Ich Danke euch hiermit nochmals für euere super Unterstützung. Ihr habt einen großen Teil dazu geleistet das ich die Tour er-fahren konnte!!
Wer sich für die Vorträge im März interessiert, kann sich auch auf ein paar Fahrräder von Uwe und Steffen freuen die ausgestellt sein werden. Darunter mein Reiserad und unter anderem ein Fatbike. Die Termine hierzu werden rechtzeitig auf der Homepage bekannt gegeben
Eine schöne Vorweihnachtszeit und bis bald
Michael
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