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Animo, Miseta Animo!


Mächtig erhoben sich die gotischen Säulen der Katherdale von Burgos. Zusammen mit Paul lief ich um das massive Gebäude herum. Ich war schwer beeindruckt von dem Bau, war es doch die größte Kathedrale die ich auf dem Weg bisher sah. In der Kirche fand die Messe in einer Kapelle statt, die sich auf der linken Seite des Gebäudes befand. Die Kapelle selbst war so groß wie eine Kirche. Die Kuppeln der Kapelle waren bunte bemalt im Barockstil. Es schien als ob unzählige Engel umherfliegen. Das Gold funkelte.
Am nächsten Morgen erzählte ich Luma, dass ich weiter laufen werde während sie auf die anderen wartete. Ich merkte dass ich weiter ziehen musste.
Am nächsten Morgen hätte ich noch eine weitere Stunde in dem Museum der Kathedrale verbringen können doch es lagen noch 30 Kilometer vor mir. Es war bereits halb zwölf Uhr als ich die Kathedrale verließ. Draußen schneite es dicke Flocken. Leute liefen auf dem Vorplatz umher. Sie waren dick in ihren Jacken eingewickelt. Der Schneefall war so stark, dass ich nicht geradeaus schauen konnte. Ansonsten hätte ich die Flocken ins Gesicht bekommen. Ich schaute nur hoch um nach den gelben Pfeilen Ausschau zu halten. Nach einer Weile fand ich aber keine Pfeile mehr und so fragte ich mich durch. Dies war mein erster Tag an dem ich alleine startete. Paul lief schon um neun Uhr los. Ich würde also sehr wahrscheinlich auf keinen weiteren Pilger treffen der in dieselbe Richtung wie ich lief. Ich war jedoch sehr froh darüber. So hatte ich die letzten 300 Kilometer immer Menschen um mich gehabt und begann schon etwas die Einsamkeit zu vermissen.
Den ganzen Morgen schneite es weiter. Es wurde langsam wärmer und der Schnee somit zunehmend nasser. Nach nur vier Kilometer hatte ich komplett nasse Schuhe und die Hose war ebenfalls nicht mehr trocken. Nachdem ich ziemlich deprimiert 11 Kilometer lief kam ich erschöpft in Tardajos an. Eigentlich wollte ich dort bleiben. Schade nur, dass die Herberge geschlossen hatte. So kehrte ich in eine Bar ein um mich wenigstens ein bisschen zu wärmen und die Kleidung zu trocknen. Es war Sonntag und es schien als ob sich das ganze Dorf in der Bar befindet. Leute riefen umher, Kinder schrien. Es war ein einziges  Durcheinander. Ich wollte nur meine Ruhe haben. Nach einer Portion Calamari entschloss ich mich weiter zu laufen. Ich zog meine noch immer nassen Handschuhe an. Die Mütze und die Jacken waren einigermaßen trocken geworden. Es hatte jetzt aufgehört zu schneien. Dafür fing es aber an zu regnen. Mit Musik in den Ohren schaffte ich es tatsächlich die zwanzig Kilometer bis Hontanas durchzulaufen. Ohne eine Pause und ohne Essen. Später hörte es doch noch auf zu regnen und ich erreichte am späten Nachmittag die Hochebene Miseta. Der Wind pfiff mir stark um die Ohren. Er trocknete meine Handschuhe und die Hose. Auch das Mesh der Schuhe wurde leicht angetrocknet. Am Abend färbte sich der Himmel Lila. Hinter mir ging ein glühender Feuerball  unter. Ein für mich schönes Erlebnis. Den ganzen Tag fotografierte ich nicht. Auch nicht diesen außergewöhnlichen Sonnenuntergang obwohl er es wirklich wert gewesen wäre. Ich hielt die Momente des Tages im Tagebuch  zur Erinnerung fest. Am Abend empfing mich Georg mit einem heißen Becher Pfefferminztee. Ich berichtete von meinem tollen Erlebnis. An einem Gasofen trockneten meine Schuhe über Nacht.
Die nächsten zwei Tage lief ich  gemeinsam mit Paul weiter. Über viele Kilometer hinweg betrachteten wir den Weg. Bis weit zum Hochzeit reichten die Äcker und Wiesen. Wie schön muss das wohl im Frühling oder Sommer aussehen wenn alles gedeiht und blüht. Der restliche Schnee schmolz langsam weg. Es wurde wärmer und nach drei Tagen trennte ich mich von Paul. Ich lief jetzt wieder Distanzen um die 25 Kilometer. Paul dagegen bis zu 35 Kilometer wie bisher. Er musste bis zum 23. Februar in Santiago sein. Seinen Rückflug nach Kanada hatte er bereits gebucht.

In Carrion de los Condes traf ich gegen Nachmittag in der Pfarrherberge ein die von  den Schwestern des Augustinerordens betreut wurde. Alle trugen Nonnenkleider. Zu meiner Überraschung traf ich am Abend auf die ganze Gruppe. Auch andere Pilger haben sich ihnen angeschlossen. Ich traf ebenfalls auf Antonio und Ivette, die beiden Mexikaner mit denen ich am ersten Tag gemeinsam die spanische Grenze erreichte. Einige von ihnen hatten in der Zwischenzeit den Bus genommen. Gemeinsam speisten wir zu Abend.
Es folgte nun eine Etappe von 18 Kilometer durch die fast baumlose Miseta. Am frühen Nachmittag kam mir der spontane Gedanken bis nach Sahagun zu laufen. Ich wollte erst einmal sehen wie ich mich nach den ersten 30 Kilometern  fühlte. Am Abend fand ich mich dann tatsächlich mit Jose in dem 40 Kilometer entfernten Sahagun wieder. In einem Restaurant aßen wir das „ Menu del Peregino“ oder oft auch Tagesmenü genannt.
Für mich folgte der schönste Teil der Miseta . Es gab zwei Wegalternative von Sahagun nach Reliegos. Der Hauptweg oder die etwas längere Route auf der“ Calzada Romana“ eine alte Römerstraße. Die Landschaft war unglaublich. Ich musste mir immer wieder selbst ins Gedächtnis rufen, dass ich in Spanien unterwegs war. Ich dachte oft ich wäre im australischen Outback unterwegs. Mir gefiel es so gut, dass ich entschied hier zu zelten.
Das zweite Mal stellte ich mein Zelt etwas abseits von ein paar Bäumen auf. Ich sammelte halbtrockenes Holz und saß abends am Lagerfeuer und kochte. Ich hatte etwas Tomaten, Zucchini und Pasta bei mir. Bis spät am Abend wärmte mich das Feuer. Ich saß nur mit meinem Merinoshirt am Feuer. Später als ich zum Zelt lief stellte ich fest das die Temperatur weit unter 0 Grad gesunken war.
Am nächsten Morgen überzog eine dünne Eisschicht das Innenzelt und den Schlafsack. Mir war jedoch nicht kalt, zumindest so lange nicht bis ich aus dem Schlafsack kroch. Draußen stellte ich fest, dass das Außenzelt nicht mehr grün sondern weiß war vom Frost.






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