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Auf dem Nordseeradweg in Dänemark


Ich fuhr die Rampe hinauf auf die zweite Ebene der Fähre. Dort stellte ich hinter einigen Motorrädern mein Rad ab. Das nötigste packte ich in eine meiner vorderen Radtaschen. Das nötigste war das Netbook, etwas Essen und was zum lesen. Anschließend nahm ich den Lift zu Deck 2. Dort befinden sich die Couchette. Die Dorms. Ich war bei der Ankunft als ich die beiden Klapptüren öffnete der erste. Eine Klappe war rot die andere grün. Ich war sehr überrascht über die Größe der Liegen. Eigentlich erwartete ich deutlich kleinere. Ich musste dabei immer wieder an die Erzählungen anderer denken, die mir davon berichteten. Ich hatte auf jeden Fall mehr als genug Platz. Die Matte auf der ich die letzten Monate geschlafen hatte war nur etwa zwei drittel so groß. Ich schlief sehr gut, es war aber auch kein großer Seegang zu spüren. Zwei Nächte schlief ich in der Gemeinschaftskabine.

Nach einer Weile kamen noch zwei andere Reisende in die Kabine. Ich war gerade dabei etwas von dem Brot und Käse zu essen. Ich war schon erstaunt denn anscheinend kannten mich die beiden. Ich sie aber nicht. Noch nicht. Das erste Mal so wurde mir berichtete wurde ich gesehen in der Sprengisandur. Dann noch mal in der Stadt Thorshavn.

Die Überfahrt dauerte jetzt länger als vor einer Woche. Es war Mittlerweile Nebensaison. Während der Hauptsaison fährt die Fähre schneller und hat nicht so lange Aufenthalt in den Häfen.

Tagsüber gibt es die Möglichkeit auf dem Schiff auf andere Reisende zu treffen, im Tax Free Shop einzukaufen oder in einem der Restaurants bzw. Cafes sich zu verköstigen. Tendenziell spürte ich dass ich in all dem Monate viel aufgenommen hatte. Ich war etwas geschafft und ruhte viel aus. Die Wellenbewegungen haben allgemein eine beruhigende Wirkung auf den Menschen. Nach einer Bootsfahrt schläft jeder gut sofern er nicht seekrank ist. Einige Zeit habe ich auch einfach auf einem der Liegestühle an Deck geschlafen. Ein bisschen Action gab es aber dennoch. Beim Soccer-Match auf Deck acht. Kleine Tore und ein Spielfeld das zu allen Seiten und von oben mit einem Netzt überspannt war. Was war dass nur für ein Spaß!! Am zweiten Abend hatte ich das Vergnügen das erste Mal ein richtiges deutsches Blatt in der Hand zu halten (Spielkarten). Da gab es das Schell, Ober, Unter und ich erinnere mich an grün und Eichel. Dazu färöerische Bier.

Am ersten Morgen fuhr das Schiff an der nördlichsten Shetland Insel vorbei. Am zweiten Tag an einer norwegischen Bohrinsel. Das Wetter änderte sich, mehrere Schiffe waren zu sehen und auf einmal Land. Wir hatten Dänemark erreicht. Hirtshals.

Das entladen dauerte eine ganze Weile und bald fuhr ich die Rampe herunter. Dabei Vorfreude in einem neuen Land zu sein und auch etwas Wehmut denn weit bis nach Deutschland sollte es nicht mehr sein. Vielleicht 400 Kilometer auf dem Radweg. Die Autostrecke natürlich weniger.

Die letzten Tage hatte ich mir viel überlegt wie ich denn nun nach Süden fahren sollte. Mir wurde vieles erzählt, von Reisenden die selbst schon die Westküste Dänemarks fuhren. Die einen erzählten mich würden schöne Landschaften erwarten, die anderen wiederum berichteten von Einöde. Schluss endlich entschied ich mich beim Verlassen des Hafenbereichs für die Westküstenvariante. Ich fuhr ohne Karte, wollte schauen was mich erwarten würde. Ich hatte das bereits schon in anderen Ländern ebenfalls so gemacht. Mit guten und weniger guten Erfahrungen. Ich war gespannt was mich nun erwarten würde.

Ich fuhr vorbei an mehreren Autofähren die anlegten. Der ganze Verkehr konzentrierte sich auf eine Straße. Ich war etwas überrascht als ich in die sehr menschenleere Innenstadt Hirtshals kam. Nur wenige Touristen waren zu sehen und viele Geschäfte waren geschlossen. Das Bild war definitiv ein anderes was ich vor mir fand. Anders als der Anblick der Wochen zuvor. Es wirkte schon etwas künstlich mit den gepflasterten Straßen und den ganzen Geschäften. Vorne beim Hafen traf ich auf die beiden mit denen ich die Kabine teilte. Wir unterhielten uns noch eine Weile bevor ich aufgebrochen bin. An der Promenade sah ich das erste Schild für den Westküstenradweg der mit der Nummer 1 ausgewiesen war. Ich folgte ihm bis zum Leuchtturm. Ich bog ab. Unten am Strand entdeckte ich einige Bunker die für den zweiten Weltkrieg gebaut wurden. Mehrere Kanonen (französische Kanonen) wurden dort zur Verteidigung des deutschen Reichs eingesetzt. Bis zu 30 Kilometer war die Reichweiter der Geschützte. Für mich waren diese Gebäude das erste das ich von den Überbleibseln des Krieges sah. Einige der Bunker waren verbunden mit Gängen durch die ich lief. In einem Bunker wurden die Daten der feindlichen Schiffe berechnet die weiter an die Geschütze geleitet wurden um möglichst treffsicher die Koordinaten einzugeben. In einem großen Bunker wurde die Munition aufbewahrt. Die stählernen Panzertüren waren zwar stark durch die salzhaltige Lüft gerostet aber noch vorhanden. An einer Wand  hinterließ ein Soldat ein „Gemälde“. „Allzeit Kampfbereit“

Entlang der Küste bin ich auf mehrere solche ehemaligen Bunkeranlagen gestoßen. Einer blieb mir besonders in Erinnerung. Da ich keine Karte hatte kann ich nur noch die grobe Richtung des Ortes erahnen. Die Anlagen wurden wie alle in den Sand betoniert. Im laufe der Jahre hat sich der Sand abgetragen und die Anlagen liegen nun frei an einem Strand. Leute hinterließen in eine Ruine bemerkenswerte Erinnerungen an die Vergangenheit. Ein Bunker diente dabei zum klettern. Verschiedene Griffe wie sie in Kletterhallen vorzufinden sind wurden  an den Decken und zum Ausgang wo einst Geschoße abgefeuert wurden befestigt.

Dänemark ist ein sehr flaches Land. Der höchste Punkt ist etwa 300 Meter hoch. Er liegt an der Ostküste. Im ersten Teil fuhr ich viel durch Naturschutzgebiete, mit Wäldern und durch Kilometer lange Dünenlandschaften. Überall war Sand zu sehen. Es war am dritten Tag als ich abends für etwas 20 Kilometer einem Strand folgte. Der Sand war dabei so fest, dass ich sehr gut fahren konnte.

Wenn man unterwegs ist, auf einer Reise gibt es nicht nur die schönen Erfahrungen, Erlebnisse und Erinnerungen die ich mitnehme. Nein manchmal gibt es auch schwierige Zeiten, wenn ich mich zurechtfinden muss, etwas nicht gleich auf Anhieb klappt oder ich mich auch manchmal einsam fühle. Ein Faktor der als Alleinereisender nicht vermeidbar ist aber wohl auch nicht im „Alltag“. Im normalen Leben. Ich hatte drei für mich bis dahin noch unbekannte Tage in denen ich mich einsam fühlte wie noch nie zuvor. Wenn ich so darüber nachdenke, gab es wohl mehrer Gründe für diese unangenehme Zeit. Es häuften sich Gedanken und Erinnerungen zu Erlebnisse vergangener Tage. Außerdem wurde mir bewusst, dass ich bald in Deutschland sein werde, bald würde die Reise zu Ende gehen. Aber einige Wochen sollen mir noch bevorstehen. Einige Wochen in denen ich das Reisen noch richtig erleben darf.

Nach vier Tage begann der zweite Teil der Dänemark Etappe. Ich nannte sie so denn es änderte sich einiges. Viel von der Natur der vergangenen Tage war verschwunden und Ferienhäuser bestimmten jetzt das Bild. Es war zwar Mittlerweile Nebensaison, aber dennoch standen viele Autos vor den Häusern. Fast alle aus Deutschland und die meisten aus der Umgebung von Hamburg oder Hannover. Preislich kosteten die Ferienhäuser von 300 bis 1000 Euro pro Woche. Je nach Lage Größe und Ausstattung.

Die Preise für Lebensmittel war im Vergleich zu den Färöer einiges günstiger aber teurer als in Deutschland. Ich, und vor allem mein Geldbeutel sehnten sich nach einem günstigen Land wie Deutschland nach all den bisherigen hohen Preisen. Das wussten auch die Feriengäste die sich in den dänischen Häusern aufhielten. Mir wurde von Anhänger berichtet die voll gestopft waren mit aus Deutschland mitgebrachten Lebensmitteln. Ich hatte das selbst gesehen.

In Geschäften oder auf der Straße hatte ich die Leute angesprochen wenn ich etwas brauchte oder um Hilfe fragte. Das tat ich immer auf Englisch. Ich war erstaunt denn nicht nur einmal bekam ich die Antwort auf Deutsch. Ich war irritiert, denn viele sagen mir dass ich keinen deutschen Akzent hätte. Beim Nachfragen erfuhr ich dass eben sehr viele auf die Deutschen Touristen eingestellt sind, und man davon ausgeht das es sich um deutsche handeln müsse. Nicht nur einmal stellte ich fest dass Touristen Personal auf Deutsch ansprachen. Ich fand das nicht gut, denn es stand mir nicht zu, davon auszugehen das die Person mir gegenüber deutsch sprach. Das war nicht würdig den Mensch mir gegenüber.

Ich wusste das dass Wildzelten in Dänemark nicht gerne gesehen wird. Ich hatte dennoch keine Probleme. Einmal als ich zum zweiten Mal ohne Zelt im freien schlief wurde ich am nächsten Morgen von einem Farmer angesprochen der meinte, dass ich wenn ich das nächste Mal hier übernachtete bei ihm vorbeikommen soll. Dort gäbe es auch eine Toilette und eine richtige Dusche. Keine zwei 1.5 Liter Wasserflaschen mit kleinen Löcher im Deckel. Eine richtige Dusche, Dankend sagte ich im zu beim nächsten Mal auf seinem Hof vorbei zu schauen. Die deutlich wärmeren Temperaturen und Wetterbeständigkeit, veranlassten mich immer häufiger unter freiem Himmel zu schlafen. Das ist schon etwas sehr schönes und ich musste nicht so lange ent- bzw. bepacken. Mein Tages-Rhythmus richtete sich nach der Sonne. Ging sie auf wurde ich wach (ich sah sehr viele schöne Aufgänge), ging sie unter lag ich im Schlafsack und las noch einige Seiten mit dem E-book bevor ich schlief.

Mir gefiel es immer wieder wenn ich zum Strand kam. In kleineren Städtchen war es besonders schön wenn ich zusehen konnte wie sie die Fischerboote mit Traktoren an Land zogen. Für größere und schwerere Fischerkutter setzten sie Bulldozer ein. Ganz unter am Buck der Schiffe war ein Ohr am Rumpf der Boote mit eingebaut. So wie ein Nadelohr nur eben viel robuster und größer. Daran wurde ein Stahlseil angehängt, mit den Zugmaschinen verbunden und an Land gezogen. So gab es keine Hafen und Anleger in den kleineren Städten. Schon praktisch bei den extrem großen Wasserständen bei Ebbe und Flut.

Am letzten Abend in Dänemark hatte ich Gesellschaft. Ich traf auf einen interessanten Menschen, der zu Fuß entlang der Westküste Dänemarks lief. Ich ging eher nicht davon aus hier auf einen Reisenden zu treffen, der tatsächlich zu Fuß unterwegs war.

Bei der Weiterfahrt am nächsten Morgen war ich nicht mehr weit von der Grenze zu Deutschland entfernt. Zuvor hatte ich noch einiger Stunden in einem sehr schönen alten Cafe in Tonder verbracht. Dort las ich und schrieb einige Gedanken nieder.

Anschließend fuhr ich auf dem Radweg weiter gegen Süden, bis ich ein blaues Schild mit 12 gelben Sternen vor mir sah. In der Mitte stand „Forbundsrepublikken Tyskland“ Ich war zurück. Angekommen in Deutschland.





 

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